Bolivien / Kultur

Bolivien steigt aus UN-Antidrogenkonvention aus

La Paz. Bolivien hat den Austritt aus der UN-Antidrogenkonvention beschlossen, weil diese nach wie vor das Kauen des Kokablattes kriminalisiert. Am Mittwoch stimmte die bolivianische Abgeordnetenkammer dem "Gesetz zur Kündigung der Konvention von 1961" zu. Das umstrittene Wiener Abkommen hatte das Koka-Blatt und seine Derivate erstmals auf die internationale Liste der verbotenen Substanzen gesetzt. Artikel 49 fordert zudem die "Eliminierung" der traditionellen und heiligen Pflanze in einem "Zeitraum nicht größer als 25 Jahre".

Ein Tag nach dem Parlamentsbeschluss Boliviens zum Ausstieg aus der Wiener UN-Antidrogenkonvention hat das "Büro der Vereinten Nationen für Drogen- und Verbrechensbekämpfung" (UNODC) seine "Besorgnis" erklärt. "Die Situation ist besorgniserregend, wir müssen abwarten, was jetzt passiert", so UNODC-Chef Yuri Fedotov am Donnerstag gegenüber der Nachrichtenagentur EFE. "Eine unerwartet starke Reaktion", urteilte UNDC-Experte Thomas Pietschmann.

Außenminister David Choquehuanca erklärte, man könne das Kauen von Koka-Blättern (Acullicu) nicht verbieten. Die im Januar 2009 per Referendum angenommene Verfassung erlaubt den Ausstieg Boliviens aus internationalen Verträgen, die gegen die neue Magna Charta verstoßen. Artikel 384 erklärt das Koka-Blatt zum kulturellen Erbe. Es stelle in seinem natürlichen, unverarbeiteten Zustand keine Droge dar. Julio Iglesias, UNODC-Generalsekretär für Lateinamerika verteidigte die Entscheidung Boliviens derweil als sein "legitimes Recht, wohinter eine ganze Kultur steht".


Von Benjamin Beutler erschien zuletzt das Buch "Das weiße Gold der Zukunft. Bolivien und das Lithium".