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Recherchehilfe für den rbb

Kritik an Berichterstattung über den Putsch in Honduras

In der Berichterstattung über den Militärputsch in Honduras läuft derzeit einiges schief. Noch lange nach dem Staatsstreich berichteten deutschsprachige Medien von der „Festnahme“ des gewählten Präsidenten Manuel Zelaya. Beim Rundfunk Berlin-Brandenburg stört eher, was nach dem Putsch nicht berichtet wird. Amerika21.de dokumentiert in Folge den Brief des Geschäftsstellenleiters der Alexander-von-Humboldt-Gesellschaft, Gerhard Mertschenk, an die Redaktion des rbb.


Sehr geehrte Damen und Herren,

nachdem ich mich schon einmal an Sie wegen falscher Tatsachenbehauptung gewandt habe (Sie behaupteten, Hugo Chávez habe die Erdölindustrie verstaatlicht), sehe ich mich wieder veranlasst, mich an Sie zu wenden.

Tagelang haben Sie ausführlich über Repressionsmaßnahmen der iranischen Regierung gegen Demonstranten wegen eines mutmaßlichen Wahlbetruges berichtet. Warum berichten Sie nicht in gleichem Maße über das brutale Vorgehen der bewaffneten Kräfte der Putschisten gegen Demonstranten in Honduras?

Zwar brachten Sie am Montagvormittag (29.6.) einmal einen Bericht der Mittelamerika-Korrespondentin über Honduras, in dem korrekterweise davon gesprochen wurde, dass Auslöser des Putsches war, dass am 28. Juni auch darüber abgestimmt werden sollte, ob bei den nächsten Wahlen auch über die Möglichkeit einer Verfassunggebende Versammlung votiert werden sollen. Soviel Demokratieankündigung war gewissen Kräften zu demokratisch, weshalb sie den Putsch durchführten.

Trotz des Berichts Ihrer Korrespondentin meldeten Sie aber in den Nachrichten fälschlicherweise, Zelaya strebe eine Wiederwahl an und "man" befürchte eine Diktatur. Hört Ihre Nachrichtenredaktion nicht einmal die Berichte Ihrer eigenen Korrespondenten, bevor die Nachrichten abgefasst werden?

Ich bin Ihnen gerne bei der Recherche behilflich und übermittle nachfolgend zu Ihrer Information einige Fotos und Berichte, damit Sie über die Repression der Putschregierung (ein Putsch ist wohl sogar mehr als Wahlbetrug) berichten und zur Einhaltung der Menschenrechte aufrufen können. Aussagen von Politikern hierzu gibt es zuhauf. Ich verweise auch auf die Fragestunde im Bundestag am 1. Juni. Herr Polansky kann Ihnen sicherlich beim Übersetzen spanischer Quellen behilflich sein.

Ich hoffe, dass Sie Ihrer Pflicht als öffentlich-rechtliche Anstalt zu ausgewogener Berichterstattung nachkommen.

Gerhard Mertschenk
Geschäftsstellenleiter Alexander-von-Humboldt-Gesellschaft e.V.
Sprecherrat Venezuela Avanza