Buenos Aires. Argentinien gedenkt heute des 49. Jahrestages des Putsches von 1976, auf den eine jahrelange Militärdiktatur und schwere Menschenrechtsverletzungen folgten. Das Land begeht diesen besonderen Tag mit Kundgebungen und kulturellen Veranstaltungen im ganzen Land.
Ein breites Bündnis von Gewerkschaften, Menschenrechtsorganisationen, akademischen Einrichtungen und weiteren gesellschaftlichen Akteuren hat unter dem Motto "Gegen den Faschismus und das geplante Elend" zu Demonstrationen aufgerufen. In Buenos Aires sollen mehrere Veranstaltungen parallel stattfinden, von denen viele am Nachmittag vor dem Präsidentenpalast zu einer zentralen Kundgebung zusammenlaufen.
Neben den Demonstrationen finden in vielen Städten rund um den 24. März kulturelle Veranstaltungen wie Vorträge, Ausstellungen, Theater- und Filmvorführungen, Konzerte und Lesungen statt, um über die Diktatur und ihre Opfer aufzuklären und ihr Andenken zu bewahren.
Am 24. März 1976 stürzte das Militär unter der Führung von General Jorge Rafael Videla, dem damaligen Kommandanten des Heeres, die Regierung von Präsidentin Isabel Perón. Videla errichtete anschließend ein Regime, das von 1976 bis 1983 über 30.000 Menschen folterte, ermordete und verschwinden ließ.
Zeitgleich wurde mit den Geheimdiensten anderer lateinamerikanischer Länder unter den Diktaturen in Chile, Paraguay, Uruguay und Brasilien die sogenannte Operation Condor koordiniert, bei der in Zusammenarbeit mit den USA Linke und Oppositionelle verfolgt und getötet wurden.
Im Jahr 2002 wurde der 24. März zum "Nationalen Gedenktag für Wahrheit und Gerechtigkeit" erklärt und Schulen und Bildungseinrichtungen eingeladen, über die Geschehnisse zu reflektieren und eine kritische Analyse der Diktatur zu fördern. 2006 folgte die Erklärung zum Feiertag.
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Doch die derzeitige rechte Regierung unter Präsident Javier Milei schwächt die Erinnerungskultur. Sie hatte vergangenes Jahr ein Video veröffentlicht, in dem behauptet wurde, die Zahl von 30.000 Opfern der Diktatur sei erfunden. Regierungsmitglieder hatten bereits zuvor ihre Verbindungen zu ultrarechten Kreisen gestärkt, die sich für die Freilassung von Diktaturverbrechern einsetzen (amerika21 berichtete).
Tausende Argentinier gingen daraufhin unter dem Motto "30.000 Gründe, um das Vaterland zu verteidigen. Kein geplantes Elend mehr" auf die Straße, um an den Jahrestag zu erinnern und gegen die Politik der Regierung zu protestieren.
Trotzdem setzt Milei seinen Kurs fort. Ein ähnliches Video wie 2024 soll auch heute wieder veröffentlicht werden. Als Teil seiner Sparpolitik hat er Maßnahmen zur Auflösung des Sekretariats für Menschenrechte ergriffen. Dazu kommen Massenentlassungen und die Schließung von Gedenkstätten, die der Bewahrung der Geschichte und der Verbrechen der Diktatur dienen.
Es werde versucht, diejenigen Personen zu verdrängen, "die für den Aufbau der Erinnerung in Argentinien von grundlegender Bedeutung waren", sagt Verónica Torras, Geschäftsführerin von Memoria Abierta, einem Netzwerk von Menschenrechtsorganisationen, das die Erinnerung an die Menschenrechtsverletzungen und Verbrechen gegen die Menschheit während der Diktatur fördert.
Viele Akteure im ganzen Land sehen die heutigen Proteste daher als außerordentlich wichtig im Kampf um den Diskurs an. Emiliano Salguero, Referent der Menschenrechtskommission von Córdoba, prophezeit eine der größten Demonstrationen der letzten Jahre.
Ana Moro, Sprecherin des Kulturzentrums in Rosario, unterstreicht die Bedeutung des Tages: "An diesem 24. müssen wir die Straßen mit Tausenden und Abertausenden besetzen, um dem repressiven und zu Hunger führenden Milei-Regime zu zeigen, welches den Völkermord der Militärdiktatur rechtfertigt, dass wir mehr sind, die weiterhin die Fahnen der 30.000 verschwundenen Genossen und Genossinnen hochhalten".