Fußballverein in Argentinien ernennt Opfer der Diktatur zu Ehrenmitgliedern

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Der Verein versucht gerade jetzt seine Erinnerungskultur zu stärken
Der Verein versucht gerade jetzt seine Erinnerungskultur zu stärken

La Plata. Der Club de Gimnasia y Esgrima La Plata hat am Samstag – zwei Tage vor dem Jahrestag des Militärputsches von 1976 in Argentinien – auf einer öffentlichen Gedenkveranstaltung ermordete Fußballfans und Sportler:innen offiziell zu Ehrenmitgliedern ernannt. Kurz zuvor hatte er eine Liste der Opfer und ihre Biografien veröffentlicht.

In enger Zusammenarbeit mit den Angehörigen begann der Club mit der Aufarbeitung der Vergangenheit, unter Mithilfe von staatlichen Institutionen, Universitäten und Menschenrechtsorganisationen. So konnte zunächst der Kreis der Betroffenen zunehmend rekonstruiert werden. Bis heute zählt der Club 63 Mitglieder und Fans von Gimnasia, die während der Militärdiktatur ermordet oder als verschwunden gemeldet wurden.

Der Verein versucht, die Lücken in seiner Geschichte zu schließen, die durch die Jahre des Staatsterrorismus in Argentinien (1976-1983) entstanden sind. Dafür hat er eine Unterkommission für Menschenrechte gegründet, die nach Recherchen all jene als Ehrenmitglieder anerkennen soll, die in der Diktatur als Mitglieder, Unterstützer:innen, Sportler:innen, Mitarbeitende oder Angestellte mit dem Verein verbunden waren und Opfer der staatlichen Repression wurden.

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Der Club de Gimnasia y Esgrima La Plata war von 2019–2020 die letzte Trainerstation von Diego Maradona. Zeit seines Lebens verurteilte Maradona die Gräueltaten der argentinischen Militärdiktatur. Laut Publikation des Vereines soll auch im Sinne seines prominenten Trainers die Aufarbeitung der Vergangenheit und die Erinnerung an die Opfer eine wichtige Rolle spielen.

"Gerade in einer Zeit, in der die aktuelle Regierung versucht, die Aufarbeitung der Diktatur zu erschweren und das Gedenken an die Opfer aus der öffentlichen Debatte zu drängen, ist es uns ein Anliegen, unsere Initiativen und das gesellschaftspolitische Engagement der argentinischen Fußballvereine sichtbar zu machen," sagt Max Gippert, Sprecher der deutschen Abteilung des Vereins.