Oaxaca-Stadt. Eine neuartige Universität hat in Mexiko ihre Aktivitäten aufgenommen: In der "Interkulturellen Polytechnischen Afro-Universität" (AUPI) werden junge Menschen der verarmten afromexikanischen Region in Südmexiko eine Hochschulausbildung absolvieren.
Die Einweihung der Universität fand am 4. September in Anwesenheit von Vertretern der Morena-Regierung statt, die damit ein wichtiges Zeichen gegen die historische Diskriminierung der Schwarzen Bevölkerung Mexikos setzt.
Für Heladio Reyes Cruz, afromexikanischer Aktivist der ersten Stunde und Rektor der neuen Hochschule, ist die in Santa María Cortijo an der Küste von Oaxaca gelegene Universität ein Meilenstein "in der Verteidigung der Rechte der afromexikanischen Bevölkerung". Die Universität hat ein Startbudget von umgerechnet rund zwei Millionen Euro für den Betrieb und den Bau der Einrichtungen. In der Zwischenzeit findet der Unterricht der 68 Studenten im ersten Semester in einer Sekundarschule statt, welche die Gemeinde ihr zur Verfügung stellte.
Das Bildungsangebot der AUPI umfasst bisher die drei Fächer Ingenieurwesen in nachhaltigen Produktionssystemen, Gastronomie sowie Kulturmanagement, Kommunikation und Kunst. Reyes betont, dass nicht nur Schulabgänger, sondern auch 30- und 40-jährige Erwachsene die Universität besuchen "die sich weiterbilden wollen".
Mit einem von den Gemeinden formulierten, interkulturellen polytechnischen Bildungsmodell und einem Universitätsrat als leitendes Organ, in dem sowohl die Gemeinden wie auch afromexikanische Organisationen vertreten sind, setzt die Bildungseinrichtung auch neue Maßstäbe der Partizipation. Sie kann dabei auf die Erfahrungen der Autonomen Kommunale Universität von Oaxaca zurückgreifen, die jüngst entstanden ist (amerika 21 berichtete).
In der jüngsten Volkszählung in Mexiko im Jahre 2020 wurde erstmals die Schwarze Bevölkerung erfasst: Mehr als 2,5 Millionen Einwohner bezeichneten sich als Afromexikaner. Sie stellen somit zwei Prozent der Gesamtbevölkerung des Landes dar. Die Abkömmlinge der entflohenen Sklaven, die sich in heißen entlegenen Küstenregionen in den Bundesstaaten Guerrero und Oaxaca ansiedelten, gehören zur am stärksten marginalisierten Bevölkerungsgruppe in einem Land, in dem die Diskriminierung aufgrund der Hautfarbe immer noch allgegenwärtig ist.
Die Fördermaßnahmen des mexikanischen Staates zugunsten dieser Bevölkerung wie die Gründung der Afro-Hochschule sind für die sozialen Bewegungen der auch als "dritte Wurzel" bezeichneten Schwarzen Bevölkerung ein wichtiges Zeichen der politischen Veränderung. Die Initianten der neuen Hochschule haben sich auch das Ziel gesteckt, mit ihrem Angebot die hohe Abwanderung und die Schulabbrecherquote in der Region zu senken.