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Nicaragua und China schließen Freihandelsabkommen

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In einer virtuellen Zeremonie unterzeichneten Wang Wentao und Laureano Ortega das Abkommen
In einer virtuellen Zeremonie unterzeichneten Wang Wentao und Laureano Ortega das Abkommen

Beijing/Managua. Vertreter der Regierungen Chinas und Nicaraguas haben am 30. August in einer virtuellen Zeremonie ein umfassendes Freihandelsabkommen unterzeichnet. Es soll den einfacheren Austausch von Waren und Dienstleistungen ermöglichen und Investitionen erleichtern.

Unterschrieben haben das Abkommen Chinas Handelsminister Wang Wentao und Laureano Ortega, Berater des nicaraguanischen Präsidenten für Investitionen, Handel und internationale Zusammenarbeit. Es wird nach seiner Ratifizierung im Januar 2024 in Kraft treten.

Schon im Mai dieses Jahres war das auf wenige Produkte begrenzte "Erste-Ernte-Abkommen" zwischen den zwei Ländern in Kraft getreten (amerika21 berichtete). Durch den nun unterzeichneten Vertrag sollen 91,4 Prozent aller Produkte, die Nicaragua derzeit in die Welt exportiert, Zollpräferenzen für den Export nach China erhalten. 71 Prozent von Nicaraguas Produkten können sofort nach Inkrafttreten des Freihandelsabkommens zollfrei exportiert werden.

Zum Schutz der heimischen Wirtschaft wurden für das Abkommen Warenkörbe ausgehandelt, bei denen die enthaltenen Produkte erst nach fünf, zehn oder 15 Jahren von den Zöllen befreit werden sollen. Nach Aussage des Ministers für Entwicklung, Industrie und Handel, Jesús Bermúdez, werden Bananen, Kakao und seine Zubereitungen, Edelmetalle, Milchprodukte, Tomaten, Ingwer, pflanzliche Materialien, Sesamöl und einige weitere Produkte für zehn Jahre vom Export nach China ausgenommen. Die kubanische Nachrichtenagentur Prensa Latina nennt unter den exportfähigen Produkten indes auch Gold.

In Nicaragua werden 90 Prozent der verbrauchten Lebensmittel im Land angebaut und zu günstigen Preisen verkauft. Produktionsüberschüsse werden derzeit in Mittelamerika vermarktet.

Nicaragua hat im Abkommen die von der Kleinindustrie hergestellten Produkte geschützt und entsprechende Importe aus China ausgeschlossen. Zu diesen sensiblen Produkten gehören Rind-, Schweine- und Hühnerfleisch, Eier, Milchprodukte, Honig, Reis, Gemüse und Früchte, Bananen, Kochbananen, Kaffee, Mais, Erdnüsse, Öl, Zucker, Schinken, Kakao, aber auch Textilien, Kleidung, Lederschuhe, Eisenwaren und Holzmöbel.

Das nicaraguanische Online-Medium La Prensa äußerte Zweifel, ob die Schlachthöfe des Landes bereit wären, ihre angestammten Exportmärkte zu verlassen, um in das neue Geschäftsfeld einzusteigen. Das Angebot sei nicht riesig und der chinesische Markt müsste einen sehr attraktiven Preis bieten.

Laureano Ortega erklärte, dass die Unterzeichnung des Freihandelsabkommens die Türen zu einem riesigen Markt öffne. "Wir sind überzeugt, dass dies wirtschaftliche und soziale Vorteile für nicaraguanische Familien, neue Investitionen, die Schaffung von mehr Arbeitsplätzen und den Transfer von Technologien von China nach Nicaragua mit sich bringen wird", fügte er hinzu.

Ortega warb auch für eine stärkere chinesische Präsenz in Nicaragua, und brachte die Hoffnung zum Ausdruck, dass Nicaragua von China als Handelsdrehscheibe für die gesamte zentralamerikanische Region betrachtet wird.

Damit die nicaraguanische Wirtschaft das Freihandelsabkommen mit China vorteilshaft nutzen kann, will Handelsminister Bermúdez den Zusammenschluss der Erzeuger im Land fördern, um den Anforderungen, die chinesische Geschäftsleute stellen können, gerecht zu werden.

Den besonderen Stellenwert dieses Handelsabkommen erklärte Bermúdez damit, dass es für Nicaragua in letzter Zeit viele Sanktionen und Hindernisse beim regionalen, bilateralen und multilateralen Handel gab. China sei für Nicaragua neben seinen anderen Handelspartnern politisch und wirtschaftlich sicherer.