Bolivien / Wirtschaft

Bolivien will industrielle Produktion von Lithium "exponentiell" steigern

Rosatom und zwei Unternehmen aus China erhalten Zuschlag für Bau von Lithiumkarbonat-Anlagen. Staatsfirma YLB an gesamter Produktionskette beteiligt

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Präsident Arce (Bildmitte) bei der Zeremonie zur Unterzeichnung der Verträge im Regierungssitz Casa Grande del Pueblo
Präsident Arce (Bildmitte) bei der Zeremonie zur Unterzeichnung der Verträge im Regierungssitz Casa Grande del Pueblo

La Paz. Die Regierung von Bolivien hat am Donnerstag zwei Abkommen mit chinesischen und russischen Unternehmen über die industrielle Gewinnung von Lithium aus den Salzseen Pastos Grandes und Uyuni im Departamento Potosí geschlossen.

Die Verträge wurden in Anwesenheit von Staatspräsident Luis Arce vom bolivianischen Staatsunternehmen zur Förderung der Mineralvorkommen (YLB) mit der Citic Guoan Corporation und der Uranium One Group in einer öffentlichen Zeremonie unterzeichnet.

Der Leiter von YLP, Carlos Ramos, sagte, beide Unternehmen seien im Bereich der Energieressourcen bekannt "und haben in diesem Auswahlverfahren auch die Bedingungen akzeptiert, die YLB für die Arbeit an dem souveränen Modell der bolivianischen Lithiumindustrialisierung gestellt hat." Die Citic Guoan Corporation gehört zur staatlichen chinesischen Investitionsgesellschaft Citic Group, die Uranium One Group zur russischen Staatsholding Rosatom.

Arce betonte in seiner Ansprache, Bolivien konsolidiere damit den Industrialisierungsprozess des Landes und habe zwischen Januar und Juni dieses Jahres bereits Vereinbarungen über Investitionen von 2,8 Milliarden US-Dollar für die Industrialisierung von Lithium unterzeichnet.

Kiril Komarov, erster stellvertretender Generaldirektor und Direktor der Abteilung für internationale Geschäfte und Entwicklung von Rosatom, erklärte dazu, das Abkommen schaffe neue Perspektiven für eine langfristige Zusammenarbeit beider Ländern. "Es ist geplant, einen Industriekomplex mit einer Produktionskapazität von 25.000 Tonnen Lithiumkarbonat pro Jahr zu errichten, mit der Möglichkeit, diese Kapazitäten in Abhängigkeit von den Ergebnissen der geologischen Erkundung zu erhöhen, wobei sich die Investitionen auf 600 Millionen Dollar belaufen."

Das russisch-bolivianische Gemeinschaftsprojekt werde in Bolivien, "dem Land mit den reichsten Lithiumreserven der Welt, eine vollständige Produktionskette schaffen, von der Gewinnung des Lithium-Rohstoffs bis zur Herstellung des Endprodukts für den Markt."

Bereits im Januar unterzeichnete YLB einen Vertrag mit einem chinesischen Konsortium bestehend aus den Unternehmen CATL, Brunp und CMOC (CBC) über den Bau von zwei industriellen Lithiumkarbonat-Anlagen in den Salinen von Uyuni (Potosí) und Coipasa (Oruro). Diese haben eine Kapazität von jeweils 25.000 Tonnen pro Jahr und arbeiten mit der Technologie der direkten Lithiumextraktion (EDL) (amerika21 berichtete).

Das Konsortium CBC habe ebenfalls "das souveräne Modell der Lithium-Industrialisierung im Land" akzeptiert. YLB sei Teil der gesamten Produktionskette, die von der Gewinnung über die Industrialisierung bis zur Vermarktung reiche, betonte Boliviens Minister für Kohlenwasserstoffe und Energie, Franklin Molina.

Diese Verträge kamen nach einem international ausgeschriebenen Auswahlverfahren zustande, das YLB im Jahr 2021 eingeleitet hatte. Mehr als 20 Unternehmen hatten sich beworben, von denen acht in die engere Wahl kamen, um ihre EDL-Technologien vor Ort in Pilotversuchen zu testen. Sechs von ihnen wurden schließlich ausgewählt.

CATL verpflichtete sich zu einer Investition in Höhe von 1,4 Milliarden US-Dollar für die Entwicklung beider Anlagen. Das chinesische Unternehmen ist der weltweit größte Hersteller von Lithiumbatterien mit einem Anteil von 32,6 Prozent am Weltmarkt.

Darüber hinaus baut Bolivien in Llipi (Potosí) eine weitere Lithiumkarbonat-Industrieanlage, die eine Produktionskapazität von bis zu 15.000 Tonnen pro Jahr haben wird. Mit diesen drei Anlagen will das Land bis 2025 65.000 Tonnen Lithiumcarbonat pro Jahr produzieren.

Die Unterzeichnung neuer Verträge durch YLB mit internationalen Unternehmen solle die Realisierung weiterer Industrieanlagen ermöglichen, so dass das Produktionsvolumen "exponentiell steigen und Bolivien zu einem strategischen Konkurrenten in der weltweiten Lithiumindustrie werden kann", erklärte Molina.

Der Chef des Investitionskomitees von CATL, Burton Roy, hatte bei einem Treffen mit Boliviens Präsident Luis Arce am 18. Juni in La Paz die Investition in den Salzseen von Uyuni und Coipasa bestätigt.

"Wir haben den Fortschritt dieser beiden Projekte und die Möglichkeit einer Erhöhung der Investitionen bewertet, um mit größerer Effizienz voranzukommen und die Produktion bis 2028 zu optimieren", sagte Arce und bekräftigte, seine Regierung sei "eine Regierung der Industrialisierung".

Laut Energieministerium kann mit dem Bau beider Anlagen bereits im Juli begonnen werden.

Erst vergangene Woche hatte Molina angekündigt, das Land werde in naher Zukunft neue Vereinbarungen mit internationalen Unternehmen treffen, um die industrielle Produktion von Lithium zu steigern. Man wolle Abkommen mit so vielen Unternehmen wie möglich schließen, um nicht nur von einem einzigen abhängig zu sein, erklärte er gegenüber lokalen Medien.

Der Minister betonte, dass die Industrialisierung von Lithium Beschäftigungsmöglichkeiten eröffnen und Investitionen zur Entwicklung des lokalen Handels und der sozioökonomischen Bedingungen in den Departamentos Potosí und Oruro anziehen werde. Mehr als 40 Industriezweige würden dabei entstehen, die nicht nur während der Bauzeit, sondern auch während der Betriebsphase verschiedene Dienstleistungen wie Strom, Gas, Verkehr, Hotels, Handel und Gastronomie benötigen werden.

"Diese Vorteile der Industrie des 'weißen Goldes' werden sich kurzfristig zeigen", sagte Molina.