Angriffe auf Künstler aus Kuba in Frankreich und Spanien

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Nancy Morejón
Nancy Morejón

Paris. Der Verantwortliche für internationale Beziehungen der Partei La France Insoumise (LFI), Christian Rodríguez, hat die aus politischen Gründen erfolgte Zensur gegen die kubanische Dichterin Nancy Morejón auf dem kürzlich beendeten Pariser "Marché de la Poésie" scharf kritisiert.

Eine "Politisierung der Kultur" lehnte er vehement ab. Niemand habe das Recht, das Talent eines Künstlers oder Intellektuellen aufgrund seines politischen Denkens zu beurteilen, sagte Rodríguez gegenüber der kubanischen Nachrichtenagentur Prensa Latina und monierte damit die Entscheidung der Organisatoren des 40. Pariser Poesiemarktes, der vom 7. bis 11. Juni stattfand.

Er halte es für "schrecklich und prähistorisch, politischen Druck mit Kultur zu vermischen". So würden die Position und die Werte der Dichterin nicht anerkannt, so Rodríguez.

Morejón war zur Ehrenpräsidentin des Poesiemarktes ernannt worden, sollte eine Rede bei der Eröffnungsfeier halten und ihr Werk sollte in offiziellen Dokumenten beworben werden. Doch haben die Organisatoren all dies abgesagt und aufgekündigt.

In einer Pressemitteilung der Leitung des "Marché de la Poésie" heißt es, man habe sich entschieden Morejón den Ehrenvorsitz abzuerkennen, "um dem Druck, den Gerüchten und Versuchen, die bis zum heutigen Tag ausgeübt wurden, ein Ende zu setzen".

Treibende Kraft dafür war der aus Kuba stammende Schriftsteller Jacobo Machover, der in seinen Publikationen einen vehementen Feldzug gegen Kuba betreibt. So bezeichnet er Che Guevara als "fanatischen Henker", "Instrument des Castroismus" und "Schöpfer von Umerziehungslagern".

Ihm schloss sich der französische PEN-Club an, dessen Präsident Antoine Spire sich an die Veranstalter wandte: Die Wahl Morejons sei "mehr als fragwürdig, wenn man das Engagement der Dichterin für das totalitäre Castro-Regime kennt", schrieb er und zitierte aus dem offenen Brief Machovers, der kürzlich Pen-Mitglied wurde.

"Wie wir hatten Sie wahrscheinlich keine Zeit, sich mit ihrer Biografie zu befassen. Sonst hätten Sie davon abgesehen, sie mit dieser Ehre zu betrauen. Kann man das rückgängig machen? Der französische Pen-Club, der dem Poesiemarkt verbunden ist, bittet Sie dringend darum". Unterstützt werde er von exilkubanischen Schriftstellerinnen und Schriftstellern, so Spire abschließend.

Vincent Gimeno von der Leitung des "Marché" antwortete ihm: "Ja, in der Tat haben wir uns in dieser Geschichte nicht näher mit diesem Thema befasst. Wir werden auf die Ehrenpräsidentschaft von Nancy Morejón verzichten; stattdessen werden wir ihr vorschlagen, sie als Dichterin zu empfangen."

Angesichts dessen beschloss Morejon, an den restlichen Aktivitäten des Poesiemarktes nicht teilzunehmen und dankte für die ihr umgehend entgegengebrachte Solidarität aus Kuba, Frankreich und der Welt. Sie erhielt unterdessen Einladungen zu anderen Kulturveranstaltungen in Frankreich.

Die Poetin, Literaturkritikerin, Essayistin und Übersetzerin, Trägerin mehrerer internationaler Auszeichnungen und des kubanischen Nationalen Literaturpreises 2001, sagte zu dem Vorgang im Gespräch mit Prensa Latina: "Ich bedaure, dass sich der Hass schließlich der Kunst aufgezwungen hat". Die Kultur dürfe nicht von faschistischem oder rassistischem Gedankengut überschwemmt werden. Sie habe das Recht, "für die gerechte Sache einzutreten" und sei "ein Geschöpf der kubanischen Revolution."

Derartige gegen Künstler aus Kuba gerichtete Aggressionen sind in jüngster Zeit auch in Spanien vorgekommen.

Dort wurde versucht, mit Drohungen, Störaktionen und einem "Medienhurrikan" Auftritte des kubanischen Musikerduos Buena Fe zu verhindern. Unter anderem wurden die beiden Musiker in einem Schnellimbiss in Barcelona, nur wenige Meter vom Konzertsaal entfernt, beleidigt, mit dem Tod bedroht und körperlich attackiert. Mehrere Kubaner, die das Konzert besuchen wollten, kamen zu Hilfe und bildeten einen Sicherheitskordon zwischen den Musikern und den Angreifern.

Yoel Martínez und Ernesto Cisneros führten ihre Tournee dennoch bis zum Ende durch.