G77+China fordert Ende der Sanktionen und neues Paradigma der Zusammenarbeit

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Pedroso (2.v.li) sprach beim Forum in Santiago für die G77+China
Pedroso (2.v.li) sprach beim Forum in Santiago für die G77+China

Santiago. Auf dem Treffen des Forums der Länder Lateinamerikas und der Karibik zur nachhaltigen Entwicklung hat der Vertreter der G77 + China ein Ende der politisch motivierten einseitigen wirtschaftlichen Zwangsmaßnahmen gegen sich entwickelnde Länder gefordert. Zudem müsse ein neues Kapitel in der internationalen Zusammenarbeit aufgeschlagen werden. Unilateralismus und Protektionismus, einschließlich Handelsbeschränkungen, müssten unverzüglich beseitigt werden, betonte der kubanische Diplomat Pedro Luis Pedroso.

Kuba hat derzeit den Vorsitz der Gruppe der 77 plus China inne.

Das Forum fand vom von 25. bis 28. April am Sitz der Wirtschaftskommission für Lateinamerika und die Karibik der Vereinten Nationen (Cepal) in Chiles Hauptstadt Santiago statt.

In seinem Redebeitrag führte der Diplomat aus, dass die sich entwickelnden Länder unverhältnismäßig stark von den Folgen der Corona-Pandemie, dem Rückgang der staatlichen Unterstützung und den geopolitischen Spannungen und Konflikten in verschiedenen Teilen der Welt betroffen gewesen sind. Sie litten zudem unter steigenden Lebensmittel- und Energiepreisen, der Unbeständigkeit der Märkte, der Inflation, einer untragbaren Schuldenlast und dem Klimawandel. "Hinzu kommt für eine wachsende Zahl von Ländern die Belastung durch einseitige Zwangsmaßnahmen, die von den Industrieländern auferlegt werden", prangerte er an.

Die einzige Möglichkeit, eine unumkehrbare Krise im Süden mit unvorhersehbaren Folgen zu vermeiden, bestehe darin, "ein neues Kapitel in der internationalen Zusammenarbeit aufzuschlagen, das die Erfüllung der Ziele der Agenda 2030 und des Pariser Klimaabkommens befördert".

Für die G77+China werde in dem Zusammenhang entscheidend sein, eine echte Reform der internationalen Finanzarchitektur in die Wege zu leiten. Das derzeitige System wurde vor fast einem Jahrhundert geschaffen und vertrete heute nicht die Interessen und Bedürfnisse der Mehrheit seiner Mitglieder, sagte er. Seine Politik biete den Ländern des Globalen Südens auch nicht den Raum für ihre eigene öffentliche Politik oder die Stabilität, die für die Erreichung einer nachhaltigen Entwicklung erforderlich sei.

Pedroso forderte den Zugang zu Finanzmitteln zu Vorzugsbedingungen und zu technischer Kooperation. Er rief zudem dazu auf, den finanziellen Spielraum für die Erholung nach der Pandemie und die Verwirklichung der Ziele für nachhaltige Entwicklung der Agenda 2030 durch Investitionen in qualitativ hochwertige, nachhaltige Infrastrukturprojekte zu gewährleisten.

Ein neues Paradigma der Zusammenarbeit könne nicht ins Auge gefasst werden, ohne die Probleme des internationalen Handelssystems anzugehen, das ebenfalls reformiert werden müsse, betonte er.

Der Vertreter der Gruppe der 77 + China erklärte, angesichts der aktuellen Herausforderungen für ihre Entwicklung müssten die Länder des Südens "ihre Einigkeit und ihren Kampfgeist wie nie zuvor stärken, um unsere legitimen Forderungen durchzusetzen. Nur so können wir verhindern, dass die herrschende ungerechte Ordnung die Träume unserer Völker von Wohlstand und sozialer Gerechtigkeit endgültig zunichte macht", schloss Pedroso.

Der 1964 von der Bewegung der Blockfreien Staaten gegründeten Gruppe der 77 gehören derzeit 134 Länder an. Sie repräsentiert 75 Prozent der Mitglieder der Vereinten Nationen und 80 Prozent der Weltbevölkerung. Die Gründungsabsicht war, eine stärkere gemeinsame Verhandlungskapazität des Globalen Südens innerhalb der UNO zu schaffen. Die Volksrepublik China begann ihre Kooperation mit der G77 im Jahr 1992, ist inzwischen aber Mitglied der G77. Die immer noch verwendete Terminologie "G77+China" geht auf die Anfangszeit der Kooperation zurück.