La Paz/New York. Bolivien hat bei der 6. Weltwasserkonferenz der Vereinten Nationen (UN) einen zwölf Punkte umfassenden Vorschlag vorgelegt, um die weltweite Wasserkrise anzugehen und die Versorgung zu sichern.
Die Konferenz in New York vom 22. bis 24. März soll nach UN-Angaben das Bewusstsein für die weltweite Wasserkrise schärfen. Zudem soll sie konzertierte Aktionen beschließen, um alle Sektoren, Akteure und Länder zu mobilisieren und die politischen Bemühungen zur Lösung dieses globalen Problems zu fördern.
Ausgearbeitet wurde der "bolivianische Vorschlag an die Welt" bei Foren, die zwischen dem 3. und 10. März in den verschiedenen Regionen des Anden-Amazonas-Staates stattfanden. Die Regierung hatte soziale Organisationen, akademische und Forschungseinrichtungen, Wasserbetriebe und -verwalter zur Teilnahme aufgerufen.
Zum Abschluss kamen Delegierte der Foren zum nationalen Treffen der "Dialoge über Wasser für das Leben" (Diálogos del Agua para la Vida) in La Paz zusammen.
In Boliviens Verfassung von 2009 ist der Zugang zu Trinkwasser und Abwasserentsorgung als Menschenrecht definiert. In den letzten zehn Jahren erreichte das Land laut offiziellen Zahlen in städtischen Gebieten eine Trinkwasserversorgung von 95 Prozent und eine sanitäre Grundversorgung von 71,7 Prozent, in den ländlichen Gebieten 69,3 Prozent bzw. 45,6 Prozent.
Am 28. Juli 2010 erkannte die UN-Generalversammlung in ihrer Resolution 64/292 "das Recht auf einwandfreies und sauberes Trinkwasser und Sanitärversorgung als ein Menschenrecht an, das unverzichtbar für den vollen Genuss des Lebens und aller Menschenrechte ist".
Der Vorschlag Boliviens umfasst zwölf Punkte. Neben der Forderung, das Recht auf Wasser als Menschenrecht zu bekräftigen, sollten die Mitgliedsstaaten anerkennen, "dass Wasser das Zentrum des Lebens ist". Entsprechend müssten Flüsse, Seen, Wassereinzugsgebiete und "Mutter Erde" als Rechtssubjekte etabliert und auf ihre Verwundbarkeit sowie die gegenwärtige Bedrohung ihrer Existenz in allen Teilen der Welt hingewiesen werden.
Ein ständiger zwischenstaatlicher Mechanismus zur Förderung von Wasserbewirtschaftung, -management und -schutz, Armutsbekämpfung und integraler Entwicklung soll im Rahmen der Erfüllung international vereinbarter wasserbezogener Ziele eingerichtet werden und ihre Umsetzung einfordern. Außerdem soll ein UN-Sondergesandter für Wasser eingesetzt werden.
Die Weltgemeinschaft müsse zudem die Autorität der gemeinschaftlichen Bewirtschaftung der Wasserversorgung und der sanitären Grundversorgung durch lokale Gemeinschaften und indigene Völker anerkennen.
Bolivien fordert einen Schuldenerlass für Entwicklungsländer, damit diese die notwendigen finanziellen Mittel für die Wasserproduktion und den Zugang zu Wasser, die Anpassung an den und die Widerstandsfähigkeit gegenüber dem Klimawandel einsetzen können. Die Industriestaaten und die internationalen und multilateralen Organisationen werden aufgefordert, mehr finanzielle Mittel zur Bewältigung der Folgen der Wasserkrise bereitzustellen.
Die Generalversammlung sollte auch die Notwendigkeit feststellen, dass alle Länder Gesetze verabschieden oder aktualisieren, um den Schutz und die Erhaltung von Wasserquellen sowie den gleichberechtigten Zugang für alle Nutzungen und Lebewesen zu gewährleisten und die Bevölkerung dabei einzubeziehen.
Abschließend heißt es in Punkt zwölf, es gehe um die "Änderung der anthropozentrischen Sichtweise und Hinwendung zu einem harmonischeren Modell mit Mutter Erde, bei dem Wasser für alle Lebewesen und alle Lebenssysteme von grundlegender Bedeutung ist".
Laut Unicef haben derzeit rund zwei Milliarden Menschen weltweit keinen regelmäßigen Zugang zu sauberem Wasser. Etwa 771 Millionen Menschen haben keine Grundversorgung mit Trinkwasser. Die Hälfte der Weltbevölkerung verfügt zu Hause nicht über sichere sanitäre Anlagen.