Argentinien / Politik

Anschlag auf Kirchner in Argentinien: Mitglieder einer ultrarechten Gruppe verhaftet

Verbindungen zwischen "Revolución Federal" und unmittelbaren Tätern festgestellt. Indizien deuten auf möglichen Auftraggeber des versuchten Mordes hin

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Die Aufnahme vom versuchten Anschlag auf das Leben von Cristina Kirchner
Die Aufnahme vom versuchten Anschlag auf das Leben von Cristina Kirchner

Buenos Aires. In der Untersuchung um dem Anschlagsversuch gegen Vizepräsidentin Cristina Fernández de Kirchner hat es weitere Festnahmen gegeben, diesmal im Kreis der ultrarechten Gruppe Revolución Federal (RF). Vier Mitglieder, darunter der Anführer Jonathan Morel, wurden auf Anweisung von Richter Marcelo Martinez de Giorgi festgenommen.

Richter de Giorgi untersucht eigentlich nicht direkt den Anschlag, sondern die Todesdrohungen die gegen die Vizepräsidentin von RF-Mitgliedern bei verschiedenen Demonstrationen geäußert wurden. Es bestehen jedoch zahlreiche Verbindungen zu den Tätern und die Anwälte Kirchners haben bereits die Zusammenlegung der Untersuchungen gefordert, ohne dass die Justiz dem bisher stattgegeben hätte. Rechtsanwalt Juan Manuel Ubeira hat sich deshalb auch bei dieser Untersuchung im Namen der Expräsidentin als Nebenkläger gemeldet.

Die Strafanzeige, auf der diese Untersuchung basiert, lag bereits seit Monaten vor, ohne dass etwas geschah. Erst nach dem Anschlag kam sie in Bewegung, ebenso wie in die um den Angriff auf das Büro der Vizepräsidentin im Senat, bei dem Demonstranten, vermutlich aus dem selben Umfeld, fast eine Dreiviertelstunde gezielt Steine in die Fenster des Büros warfen, ohne dass die Polizei eingriff. Bei einer anderen Gelegenheit hatten sie Brandsätze und Leuchtkugeln gegen den Präsidentenpalast geworfen, wobei die Polizei wiederum untätig blieb. Brenda Uliarte, Partnerin und Komplizin des Haupttäters war bei letzterer Aktion dabei, so wie bei anderen gewalttätigen Auftritten von Revolución Federal.

Aus abgehörten Gesprächen der Gruppe geht mindestens eine Mitwisserschaft, wenn nicht eine Mittäterschaft Morels an dem Mordversuch hervor. De Giorgi ließ sie unter der Anklage des Aufrufs zur kollektiven Gewalt, Verherrlichung einer Straftat und Anstiftung festnehmen.

Untersucht wird auch, warum Jonathan Morel ab Juni dieses Jahres über 13 Millionen Pesos von Firmen der Familie Caputo erhielt. Luis Caputo war Minister unter Präsident Mauricio Macri. Sein Cousin, Nicolas Caputo, war dessen ehemaliger Schulfreund, langjähriger Geschäftspartner und mutmaßlicher Strohmann des Präsidenten.

Morel betreibt eine kleine Tischlerei und erhielt angeblich einen Auftrag, um Möbel für ein Hotel in Patagonien herzustellen. Die Auftragssumme übersteigt jedoch um ein Vielfaches die Leistungsfähigkeit der kleinen und sehr improvisierten Tischlerei. Morels Anwalt musste vor der Presse gestehen, dass sein Mandant die Möbel nicht lieferte sondern den Auftrag über "Dritte" ausgeführt habe, die er jedoch nicht nennen konnte. Es wird vermutet, dass die Zahlungen dazu dienten, die rechte Schlägertruppe zu finanzieren, um Missstimmung gegen die Regierung zu schüren. Rechtsanwalt Ubeira forderte deshalb die Justiz auf, die Finanzierung diese Gruppe zu untersuchen.

Dass es sich bei dem Anschlag selbst um einen Auftragsmord handeln könnte, geht auch aus verschiedenen Indizien hervor. Fernando Sabag Montiel, der Haupttäter wurde in einem der abgehörten Verbindungen als jemand dargestellt, "der es für viel Geld machen würde." Die Ex-Partnerin des vermutlichen Komplizen, Gabriel Carrizo, sagte vor der Staatsanwaltschaft aus, Carrizo habe ihr vor einiger Zeit mitgeteilt, dass "er bald sehr viel Geld erhalten würde".

Carrizo sowie andere Mitglieder der "Bande der Schneeflocken" (wegen der Tarnung als Zuckerwatteverkäufer) stammen aus einem halbkriminellen Milieu, die wenigsten von Ihnen gingen einer geregelten Arbeit nach. Sabag Montiel hatte Pornographie mit Minderjährigen auf seinem Handy und handelte anscheinend damit. Trotzdem planten sie, eine Wohnung in einer der teuersten Gegenden von Buenos Aires zu mieten, um den Anschlag durchzuführen. Uliarte versicherte ihren Mittätern, dass das Geld dafür kein Problem sei und dass auch die Finanzierung der Flucht gesichert sei.

Anscheinend hatte Sabag Montiel jedoch entgegen der Planung gehandelt und eine unerwartete Gelegenheit genutzt den Anschlag vorzeitig durchzuführen.

Eine Überraschung gab es diese Woche, als Sabag Montiel seine Anwälte entließ und verlangte, dass der ultrarechte Politiker Hernán Carrol ihm einen neuen Beistand stellen solle. Carrol war letztes Jahr Kandidat auf der Liste von "La Libertad Avanza" von Javier Milei und ist auch mit dem Umfeld von Macris Sicherheitsministerin, der möglichen Präsidentschaftskandidatin Patricia Bullrich in Verbindung. Er war auf zahlreichen Demonstrationen gegen die Regierung aktiv, an denen ebenfalls Revolución Federal teilnahm.