Zensus in Argentinien: Ein inklusiveres Bild der Bevölkerung

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Mitarbeiter des Nationalen Instituts für Statistik und Volkszählung (Indec) suchten Wohnungslose in den großen Ballungsräumen auf
Mitarbeiter des Nationalen Instituts für Statistik und Volkszählung (Indec) suchten Wohnungslose in den großen Ballungsräumen auf

Buenos Aires. Das Nationale Institut für Statistik und Volkszählung Argentiniens (Indec) hat erste provisorische Ergebnisse des Zensus 2022 veröffentlicht. Demnach leben in Argentinien über 47 Millionen Menschen, fast 18 Prozent mehr als vor zwölf Jahren, als der letzte Zensus durchgeführt wurde.

Damals betrug die Bevölkerungszahl 40,1 Millionen. Innerhalb von 20 Jahren ist die Bevölkerung um 30 Prozent gewachsen, der Zensus von 2001 ergab 36,2 Millionen Einwohner:innen. Das Verhältnis von 52,8 Prozent (25 Millionen) Frauen und 47,05 Prozent (22,2 Millionen) Männer laut dem aktuellen Zensus zeigt ein Anwachsen dieser Differenz im Vergleich zu den älteren Zählungen.

Zum ersten Mal konnte bei den Angaben die Option gewählt werden, sich mit keinem der beiden Geschlechter zu identifizieren. Dies wurde von 0,12 Prozent angegeben (56.793 Personen).

Der Zensus 2022 ist in vielerlei Hinsicht progressiver aufgestellt als infrüheren Jahren. Einerseits ist es der erste bimodale Zensus, da es neben den klassischen Hausbesuchen auch die Möglichkeit gab, die Fragen digital zu beantworten. Etwa die Hälfte der Bevölkerung nahm diese Option wahr.

Außerdem erfasste der Zensus erstmals die indigene und afro-argentinische Bevölkerung. Emanuel Ntaka, Leiter des Afro-Programms des Kulturministeriums, erklärte, dass diese Sichtbarmachung der afro-argentinischen Gemeinschaft "das eurozentrische und koloniale Modell, nach dem die Gesellschaft konzipiert wurde", verändere. Die Zensusdaten sollen als Grundlage für die staatliche Politik und somit für Maßnahmen zur Verbesserung der Rechte und Lebensstandards der afro-argentinischen Bevölkerung dienen.

Ein weiterer Fortschritt ist die spezifische Zählung wohnungsloser Menschen. Früher wurden diese nur mitgezählt, wenn die Zensus-Mitarbeiter:innen sie zufällig auf der Straße sahen. Dieses Jahr wurde jedoch eine eigene Aktion für Wohnungslose in den großen Ballungsräumen durchgeführt. Auch Menschen in Notunterkünften wurden einbezogen, denn "eine Person, die in einer Nacht in einer Notunterkunft schläft, kann in der nächsten auf der Straße schlafen", erklärte Indec-Direktor Marco Lavagna.

Indec teilte mit, in 90 Tagen die ersten nach Geschlecht, Provinz und Ortschaft aufgeschlüsselten Daten zu veröffentlichen. Die endgültigen Daten werden in acht Monaten verfügbar sein.