Ecuador: Abtreibung nach Vergewaltigung wird entkriminalisiert

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Das grüne Tuch – Symbol der Abtreibungsbefürworter:innen in Lateinamerika
Das grüne Tuch – Symbol der Abtreibungsbefürworter:innen in Lateinamerika

Quito. Der ecuadorianische Verfassungsgerichtshof hat entschieden, dass der Abbruch einer Schwangerschaft in Folge einer Vergewaltigung zukünftig nicht mehr strafbar ist. Mit sieben gegen zwei Stimmen erklärte das Gericht die Artikel 149 und 150 des Strafgesetzes für verfassungswidrig. Diese Artikel mit Verfassungsrang regeln die Strafen (149) und Gründe (150) für legale Schwangerschaftsabbrüche.

Bei einer illegalen Abtreibung drohen einer Schwangeren bis zu zwei Jahren Haft. Bis zum aktuellen Zeitpunkt ist in Ecuador eine Abtreibung aus zwei Gründen nicht strafbar: Wenn das Leben der Mutter gefährdet oder die Schwangerschaft Folge einer Vergewaltigung ist. Letzteres allerdings nur bei Frauen mit Behinderung. Dieser Satz muss nun gestrichen werden.

Am Tag der Entscheidung versammelten sich sowohl Unterstützer:innen wie auch Gegner:innen der Entscheidung vor dem Verfassungsgericht in der Hauptstadt Quito. Viele der Unterstützer:innen waren ausgestattet mit grüner Kleidung und Tüchern, die Farbe der Bewegung für die Legalisierung von Abtreibung in Lateinamerika.

Präsident Guillermo Lasso drückt mit Verweis auf die Demokratie seinen "vollen Respekt für die Entscheidung des Verfassungsgerichts" aus, betont dabei aber seinen katholischen Glauben und Werte. In einem Interview im März sprach er sich statt einer Legalisierung für einen erleichterten Zugang zu Adoption für Frauen, die in Folge einer Vergewaltigung ein Kind bekommen haben, aus.

Die Entscheidung wird von zahlreichen nationalen wie internationalen Stimmen begrüßt. Ein Bündnis von ecuadorianischen feministischen Organisationen kommentiert: "Die Entkriminalisierung des Schwangerschaftsabbruchs bei Vergewaltigung ist ein notwendiger, aber unvollständiger Schritt nach vorn. Die ecuadorianischen Frauen werden weiterhin darum kämpfen, das Recht auf Freiheit zu genießen, unseren Körper und unsere Gesundheit im Rahmen der Würde zu schützen, die wir verdienen und die wir noch nicht haben." Befürworter:innen betonen insbesondere die hohe Zahl an Mädchen unter 14 Jahren, die schwanger werden. Es ist davon auszugehen, dass eine Hauptursache dafür Vergewaltigung ist, die meist im nahen familiären oder schulischen Umfeld passiert.