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Außenminister von Brasilien ereifert sich über "Narko-Sozialismus"

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Ernesto Araújo ist Brasiliens Außenminister unter der Regierung Jair Bolsonaro
Ernesto Araújo ist Brasiliens Außenminister unter der Regierung Jair Bolsonaro

Brasília/Caracas. Brasiliens Außenminister Ernesto Araújo hat von seinem Amtskollegen in Venezuela, Jorge Arreaza, Nachhilfe über die Drogenrealität in Lateinamerika erhalten. Die Replik folgte auf einen 45-minütigen Vortrag Araújos vor dem US-Botschafter in Brasilien, der über die US-amerikanische Interessenvereinigung Council of the Americas (COA) online an ein interessiertes Publikum aus der Privatwirtschaft übertragen wurde.

Araújo hatte sich im Verlauf seines Vortrags, der als ein Plädoyer für eine führende Rolle der USA bei der industriellen Entwicklung des größten südamerikanischen Landes angelegt war, in die angebliche Alternative zwischen "vom Markt geführter freier Wirtschaft" und "Narko-Sozialismus" hineingesteigert. Um Lateinamerika von Letzterem zu befreien, sei die Hilfe des "Schlüsselpartners" USA unerlässlich, sagte er.

Während der Chefdiplomat zunächst das Schlagwort vom "Narko-Sozialismus" einführte, bezichtigte er in seinen weiteren Darlegungen Venezuelas Präsidenten Nicolás Maduro, sich mithilfe eines "kriminellen Netzwerks" an der Macht zu halten.

Sein Amtskollege in Caracas reagierte mit einer Portion Ironie. Er wolle darauf hinweisen, dass Kolumbien ‒ das ebenso wie Brasilien eine offen feindselige Politik gegen Venezuela betreibt und eng mit den USA verbündet ist ‒ der wichtigste Drogenproduzent der Welt ist. "Zweiundneunzig Prozent der Drogen gelangen über die kolumbianische Pazifikküste nach Norden. Die USA haben in Kolumbien Militärbasen in den Gebieten der Produktion und des Anbaus. Dieser Mann spricht von 'Narko-Sozialismus'. Ist Kolumbien also sozialistisch?", fragte Arreaza.

Das Council of the Americas wurde 1963 als Business Group for Latin America auf Anregung der Regierung von Präsident John F. Kennedy gegründet, um US-Unternehmen mit Investitionsgarantien in Lateinamerika zu etablieren. Die Abwehr sozialistischer Einflüsse aus Kuba spielte dabei eine große Rolle. Heute repräsentieren COA-Mitglieder den Großteil der privaten Investitionen der USA in Lateinamerika.