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Botschafter von Kolumbien in den USA befürwortet verdeckte Aktionen gegen Venezuela

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Am 14. November stellte Blum in der kolumbianischen Botschaft in Washington die Außenpolitik ihrer Regierung vor und betonte die Anerkennung Guaidós als rechtmäßigem Präsidenten von Venezuela
Am 14. November stellte Blum in der kolumbianischen Botschaft in Washington die Außenpolitik ihrer Regierung vor und betonte die Anerkennung Guaidós als rechtmäßigem Präsidenten von Venezuela

Caracas. Ein geleaktes Tondokument hat die Strategiediskussionen führender Diplomaten Kolumbiens für einen Regimewechsel in Venezuela an die Öffentlichkeit gebracht. Das kolumbianische Nachrichtenportal Publimetro hatte die Aufnahmen veröffentlicht.

Darin betonten die kolumbianische Außenministerin Claudia Blum und ihr Botschafter in den USA, Francisco Santos, bei einem Treffen in einem Hotel in Washington mehrfach, dass die von den USA angeführten Anstrengungen, den venezolanischen Präsidenten Nicolas Maduro aus dem Amt zu drängen, fehlgeschlagen seien.

"Ein Militärputsch ist nicht die Lösung, denn das Militär wird ihn [Maduro] nicht absetzen." Und auf die Möglichkeit einer militärischen Intervention der USA anspielend merkte Blum an, die USA würden Maduro nicht stürzen angesichts eines unbekannten Ausgangs.

Santos betonte in dem Gespräch die Notwendigkeit von Geheimoperationen zur "Unterstützung der Opposition". Außenministerin Blum stimmte zu: "Das Einzige, was ich sehe, sind verdeckte Aktionen im Innern [von Venezuela], um Lärm zu machen und die sehr isolierte Opposition zu unterstützen." Dabei schien Blum zu beklagen, dass sich die "CIA [in Venezuela] nicht engagiert".

Im Weiteren beschwerte Santos sich über die offensichtliche Unklarheit innerhalb der Trump-Administration. Er stellte fest, dass das Außenministerium und das Weiße Haus über den Interamerikanischen Gegenseitigen Unterstützungsvertrag (TIAR) geteilter Meinung seien, den das erstere nutzen wolle, das Weiße Haus aber nicht. Der TIAR wurde im September durch die venezolanische Opposition aktiviert und als erster Schritt zur ausländischen Militärintervention in Venezuela begrüßt.

Blum stimmte der Einschätzung ihres Botschafters zu und beklagte, dass angesichts der bevorstehenden US-Wahlen "niemand weiß, was Trump tun wird". Sie gab Spekulationen des Diplomaten geringe Aussichten, wonach Trump "nach Venezuela reingehen wird", wenn er fürchten müsste, die Präsidentschaftswahlen zu verlieren.

Beide waren sich jedoch einig, dass Maduro dringend entmachtet werden müsse. "Wenn dieser Kerl nicht geht, hat Kolumbien keine Zukunft", warnte Santos und beschrieb die Bemühungen, im US-Kongresses für diese Sicht Unterstützung zu gewinnen. "Sie müssen verstehen, dass dieses Drecksloch den ganzen Kontinent destabilisieren wird", betonte er.

Seit der Oppositionsführer Juan Guaidó sich im Januar zum venezolanischen "Interimspräsidenten" ausgerufen hat, hat die rechtsgerichtete kolumbianische Regierung von Iván Duque ihre Bemühungen zum Sturz Maduros vorangetrieben. Im Februar unterstützte Kolumbien nachdrücklich einen von den USA angeleiteten und gescheiterten Versuch, Transporte von "humanitärer Hilfe" über die venezolanische Grenze zu erzwingen, was Blum als "Fiasko" beurteilt.

In jüngster Zeit nehmen die Spannungen entlang der 2.219 Kilometer langen venezolanisch-kolumbianischen Grenze zu, nachdem Bogotá im August die bewaffneten Auseinandersetzungen mit Guerilla-Gruppen wieder aufgenommen hat.

Das durchgesickerte Audio löste den jüngsten in einer Reihe von Skandalen im Zusammenhang mit Venezuela aus, die die Regierung Duque in den letzten Monaten heimgesucht haben.

Im September tauchten Fotos und Zeugenaussagen auf, die zeigten, dass Guaidó im Februar die Grenze zwischen Venezuela und Kolumbien mit Unterstützung kolumbianischer Paramilitärs in Abstimmung mit den kolumbianischen Behörden überschritten hatte. Der Duque-Administration war zuvor vorgeworfen worden, die Augen vor den Anschuldigungen zu verschließen, dass die Gesandten Guaidós im Land Geld unterschlagen hätten, das zur Unterstützung von Deserteuren der venezolanischen Streitkräfte bestimmt war.

Wochen später geriet Duque unter Beschuss, nachdem er in seiner Rede vor der UN-Generalversammlung in New York falsche Beweise für Aktivitäten der kolumbianischen ELN-Guerilla in Venezuela vorgelegt hatte.

Der jüngste Skandal rief unmittelbar eine Verurteilung durch Caracas auf den Plan. Außenminister Jorge Arreaza kritisierte die kolumbianische Einmischung in venezolanische Angelegenheiten. "Kolumbien behauptet seit Jahren, dass der Chavismus die Region destabilisiert. Tatsächlich gestehen die neue Außenministerin [von Kolumbien] und ihr Botschafter in den USA in dem geleakten Gespräch ein, wie und mit wem sie sich verschwören, um Venezuela zu destabilisieren", tweetete Arreaza.

Botschafter Santos ist unterdessen nach Bogotá zu einem Gespräch mit Präsident Duque zitiert worden. Den Berichten nach ging es bei diesen Schritten aber nicht um die Indiskretion über Aktionen gegen Venezuela, sondern um eine Beeinträchtigung im Verhältnis zu Washington, die durch die öffentlich gewordene, despektierliche Kritik an der Trump-Regierung eingetreten ist.