Mexiko / Umwelt

Mexiko verbietet Einsatz von gentechnisch verändertem Mais und Glyphosat

Der Entscheidung waren lange Diskussionen und viele Studien vorausgegangen. Zivilgesellschaftliche Organisationen begrüßen den Schritt

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Greenpeace forderte wie andere Umweltorganisationen auch schon lange den Verbot von Genmais und den Einsatz von Glyphosat in Mexiko
Greenpeace forderte wie andere Umweltorganisationen auch schon lange den Verbot von Genmais und den Einsatz von Glyphosat in Mexiko

Mexiko-Stadt. Die Regierung des mexikanischen Präsidenten, Andrés Manuel López Obrador, hat ein Dekret verabschiedet, das den Einsatz von Glyphosat auf mexikanischem Staatsgebiet sowie die Verwendung von gentechnisch verändertem (transgenem) Mais bis 2024 verbieten soll. Dem Dekret war ein jahrelanges politisches Ringen vorausgegangen. Die nationale Menschenrechtskommission hatte Ende 2018 die mexikanische Regierung wegen Verletzung ihrer Sorgfaltspflichten durch mangelnde Verbote hochgefährlicher Pestizide abgemahnt. Der Agrarattaché an der deutschen Botschaft in Mexiko sprach sich noch Anfang 2020 vehement gegen das geplante Glyphosat-Verbot aus und brüskierte damit die dortige Regierung (amerika21 berichtete).

Mit dem Dekret wurden die Behörden und Bundeseinrichtungen angewiesen, ab dem Inkrafttreten dieses Erlasses auf den Erwerb, die Verwendung, den Vertrieb, die Förderung und den Import von Glyphosat und anderen Pestiziden, die es als Wirkstoff enthalten, im Rahmen öffentlicher Programme oder anderer staatlicher Aktivitäten zu verzichten. Die Ministerien für Umwelt und natürliche Ressourcen (Semarnat) sowie für Landwirtschaft und ländliche Entwicklung (Sader) sollen "nachhaltige und kulturell angemessene Alternativen" fördern, die sicher für die menschliche Gesundheit, die biokulturelle Vielfalt des Landes und die Umwelt sind, um den Einsatz von Glyphosat zu ersetzen.

Zivilgesellschaftliche Organisationen wie Greenpeace Mexiko und das Pestizid-Aktions-Netzwerk Mexiko (RAPAM) begrüßten die Veröffentlichung des Dekrets als einen sehr wichtigen Schritt hin zu einer ökologischen Landwirtschaft, die fundamental für die Produktion gesunder Lebensmittel, für Mexikos Ernährungssouveränität und Selbstversorgung ist.

Greenpeace Mexiko hatte seit 21 Jahren gemeinsam mit verschiedenen Bauern-, Verbraucher-, akademischen, Forschungs-, Künstler- und Intellektuellen-Organisationen angeprangert, dass gentechnisch veränderte Organismen (GVOs) und das damit verbundene technologische Paket Schäden an der menschlichen und ökologischen Gesundheit verursachen, wie Wissenschaftler:innen in verschiedenen Untersuchungen nachgewiesen haben.

Sowohl GVOs als auch das Herbizid Glyphosat haben Wissenschaftler:innen und Umweltorganisationen zufolge schwerwiegende Auswirkungen auf Landwirt:innen und indigene Völker in Mexiko. GVOs und Pestizide gefährdeten auch die landwirtschaftliche Sortenvielfalt (Agrobiodiversität), die für die Nahrungsmittelproduktion in Mexiko grundlegend sei, und hätten Mexiko immer weiter von Ernährungssouveränität und Selbstversorgung entfernt.

Mexiko gilt als Ursprungszentrum der biologischen Vielfalt sowie der Domestikation und Diversifizierung von 59 Mais- und anderen Nutzpflanzenrassen, darunter Chili, Bohnen, Kürbis, Vanille, Baumwolle, Avocado, Kakao und Amaranth. Der Anbau von Mais in Mexiko begann bereits vor rund 10.000 Jahren – es ist damit eine der ältesten Kulturpflanzen Mexikos, das wiederum als eines der Ursprungszentren der biologischen Vielfalt von Mais gilt. Deren Schutz ist eines der zentralen Ziele der 1992 beim UN-Erdgipfel für Umwelt und Entwicklung in Rio de Janeiro verabschiedeten Biodiversitätskonvention (CBD). Durch den Anbau von gentechnisch verändertem Mais in den USA und die 1994 in Kraft getretene Nordamerikanische Freihandelszone (Nafta) war die Vielfalt an alten Maissorten zusehends durch unkontrollierbare Einkreuzung und Kontaminierung durch Genmais bedroht.

Zivilgesellschaftliche Verbände betonten, dass in der Landwirtschaft der wirkliche Fortschritt in nachhaltigen landwirtschaftlichen Techniken, biologischem Anbau, Schutz der Agrobiodiversität, Erhaltung der Bodenfruchtbarkeit sowie der Entwicklung lokaler Modelle, basierend auf traditionellen Sorten, und Agrarökosystemen liege. Es sei an der Zeit, die historische Schuld mit der genetischen Vielfalt in Mexiko zu begleichen und das sofortige Verbot von gentechnisch verändertem Mais und das schrittweise Verbot von Glyphosat bis 2024 zu feiern. Dies sei ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu einer ökologischen Produktion, die die Biodiversität und die Agrobiodiversität bewahrten, die seit Jahrtausenden in den Händen der Bauern geschmiedet wurde und Mexiko die Möglichkeit gebe, eine gesunde Umwelt und ein ökologisches und faires Agrar- und Ernährungssystem zu genießen.