Südamerika / Politik

Neuer Schwung für die Unasur?

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Die Unasur hatte stark unter dem Rechtsruck in Lateinamerika zu leiden
Die Unasur hatte stark unter dem Rechtsruck in Lateinamerika zu leiden

Buenos Aires. Die Union Südamerikanischer Nationen (Unión de Naciones Suramericanas, Unasur) könnte in Folge der Wahlerfolge progressiver Kräfte in der Region wiederbelebt werden.

Boliviens ehemaliger Präsident Evo Morales sagte, es gebe entsprechende Gespräche mit Argentinien und Venezuela: "Wir haben viel mit Alberto Fernández und Nicolás Maduro darüber gesprochen, die Unasur wiederzubeleben."

Zuvor hatte auch Argentiniens Präsident Fernández die Notwendigkeit betont, das Bündnis "neu zu verfassen", sodass "alle Völker Lateinamerikas vertreten seien, unabhängig von Ideologien". Damit spielte er auf die rechtsgerichtete Lima-Gruppe an: "Das richtige Projekt ist die Unasur. Die Lima-Gruppe hat eine ideologische Ausrichtung, die es in der Unasur nicht gab", so Fernández.

Das Staatenbündnis war 2008 mit dem Ziel gegründet worden, die regionale Integration im Kampf gegen Ungleichheit, soziale Ausgrenzung, Hunger, Armut und Unsicherheit zu stärken. Im Zuge der anhaltenden Einmischungen der USA in Lateinamerika fungierte es auch als Gegenentwurf zur US-dominierten Organisation Amerikanischer Staaten (OAS).

Während anfangs alle südamerikanischen Staaten vertreten waren und ambitionierte Ziele wie eine gemeinsame Währung und ein gemeinsames Parlament verfolgt wurden, geriet das Bündnis in Folge der Rechtsverschiebung der politischen Kräfte und geforderter Maßnahmen gegen Venezuela in die Krise. Nach Kolumbien 2018 und Ecuador 2019 traten Argentinien, Brasilien, Chile, Paraguay und Uruguay aus. Es entstand die Lima-Gruppe sowie das von Chiles Präsident Sebastian Piñera angestoßene neoliberale "Forum für den Fortschritt in Südamerika" (Prosur).

Nach den Wahlerfolgen von Fernández in Argentinien und Luis Arce in Bolivien, aber auch im Zuge des Verfassungsreferendums in Chile und anstehender Wahlen in Ecuador (7. Februar 2021) und Peru (11. April 2021), könnte nun die Idee der lateinamerikanischen Integration neuen Auftrieb bekommen.

Der Sitz der Unasur in Quito, Ecuador, wurde 2019 von der Regierung Lenín Morenos kurzerhand zum Sitz des Staatssenders TVE umfunktioniert. Ebenso ließ die Regierung die Statue von Nestor Kirchner, dem ersten Vorsitzenden der Allianz, entfernen.

Der frühere Präsident Ecuadors, Rafael Correa, zeigte sich zuversichtlich: "Wir werden die Unasur retten". Die lateinamerikanischen Länder bräuchten eigene Foren, "um unsere Übereinstimmungen und Differenzen auszuhandeln. Dann können wir als Block zur OAS nach Washington gehen, um mit Nordamerika zu verhandeln".

Pedro Brieger, Herausgeber des argentinischen Nachrichtenportals Nodal, kommentierte, die Idee der Unasur sei nicht überholt. Im Gegenteil, wäre sie nicht zerfallen, hätte etwa ihr Unterorgan, das Südamerikanische Gesundheitsinstitut (ISAGS), eine aktive Rolle bei der Bekämpfung der Corona-Pandemie spielen können, um eine Kooperation und Koordination der nationalen Anstrengungen zu ermöglichen.