Guatemala: Lynchmord an Indigenem wegen angeblicher Hexerei

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"Maya-Leben zählen": Proteste nach dem Mord an dem Mayaanführer Choc Che
"Maya-Leben zählen": Proteste nach dem Mord an dem Mayaanführer Choc Che

Guatemela-Stadt. In Chimay, einem Dorf im Departamento Petén in Guatemala, ist am 6. Juni der Maya-Führer Domingo Choc Che bei lebendigem Leib verbrannt worden, nachdem ihm Hexerei vorgeworfen wurde. Vier der mutmaßlichen Mörder wurden inzwischen verhaftet.

Mehrere Videos seiner Verbrennung sind auf YouTube und Facebook zu sehen und gingen in den letzten Tagen viral. Sie zeigen, dass bei dem Lynchmord eine Gruppe von mindestens 30 Personen, darunter auch Kinder, der Tat beiwohnten und Videoaufnahmen mit ihren Handykameras machten.

Domingo Choc Che soll am Vortag seiner Ermordung von Angehörigen eines chronisch Erkrankten, der im Krankenhaus in Poptún Tage zuvor verstorben war, für dessen Tod verantwortlich gemacht worden sein.

Als Ursache der Verdächtigung der Hexerei wird unter anderem auf die starke Präsenz von evangelikalen Kirchen, meist Pfingstkirchen, in der Gegend hingewiesen. Das führe zu einem Konflikt zwischen den Personen, die dem traditionellen Glauben der Maya und denjenigen, die dem strengen Monotheismus dieser Kirchen anhängen. Dieser Konflikt endete nun in einem Mord. Prensa Comunitaria berichtet in ihrer Analyse, dass in den letzten 20 Jahren mindestens 20 Maya wegen der Ausübung ihrer traditionellen Religion umgebracht worden.

Medienwirksam wurde am 10. Juni in Guatemala-Stadt eine Mayazeremonie am Parque Central veranstaltet, um ‒ in Anlehnung an die Losung "Black Lives Matter" ‒ darauf aufmerksam zu machen, dass "Maya-Leben zählen" (Las Vidas Mayas importan). Zugleich wurde verkündet, dass Untersuchungen gegen vier der Täter aufgenommen werden. Sie wurden noch am selben Morgen verhaftet.

Als Experte traditioneller Maya-Heilkunde arbeitete Domingo Choc Che unter anderem an einem transdisziplinären Projekt über Naturheilkunde der Universität Zürich, University College London und der Universidad del Valle de Guatemala mit. Er war außerdem Mitglied der Vereinigung geistlicher Führer Releb’aal Saq’e’, eine Art Interessenverband spiritueller Mayapriester. Darüber hinaus kümmerte er sich als Mitarbeiter des Menschenrechtsbüros des Erzbischofs von Guatemala etwa zehn Jahre lang um infolge des Bürgerkriegs psychisch und physisch traumatisierte Menschen.