El Salvador in Zeiten von Corona

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Die Einhaltung der Anordnungen der Regierung wird vom Militär kontrolliert
Die Einhaltung der Anordnungen der Regierung wird vom Militär kontrolliert

San Salvador. Mit Stand von Mittwoch, 25. März, gibt es in El Salvador nun auch neun Personen, die mit dem Coronavirus infiziert sind. Allein am Montag sollen vier neue Fälle hinzugekommen sein. Und dies, obwohl das Land recht früh die Grenzen dicht gemacht und Maßnahmen zur Eindämmung der Infektion ergriffen hat. Die effektive Umsetzung der Maßnahmen scheitert jedoch sowohl an administrativen Mängeln als auch an den Lebensumständen der Mehrheit der Bevölkerung

Die salvadorianische Regierung folgte den Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation und schloss am 17.März den Flughafen und die Grenzen und nahm diejenigen, die einreisen wollten, in Quarantäne. Dazu mussten am 14. März zunächst Gesetze erlassen werden: Das Nationale Notstandsgesetz und das Gesetz zur Einschränkung von Verfassungsrechten. Damit werden die Versammlungsfreiheit und die Bewegungsfreiheit eingeschränkt. Das Notstandsgesetz erlaubt auch die Anordnung zwangsweiser Quarantäne. Dem folgte bereits am Tag darauf die Anordnung von Präsident Nayib Bukele an Menschen ab 60 Jahre, an Schwangere und an Erkrankte, nicht zur Arbeit zu gehen.

Am vergangenen Sonntag verhängte Bukele dann eine 30-tägige Ausgangssperre. Von jeder Familie darf nur jeweils eine Person einkaufen gehen. Ausgenommen sind Staatsangestellte, Ärzte, Straßen-, Energie-, Bank- und Gastronomie-Beschäftigte sowie Journalisten, das Militär, die Polizei und Lebensmittellieferanten. Die Regierung befürchtet nach ersten Berechnungen ein exponentielles Wachstum der Infektionszahlen mit mehr als drei Millionen innerhalb der nächsten acht Wochen.Die Ausgangssperre wird auch mit Hilfe des Militärs und unter Androhung von schweren Strafen überwacht.

Wie die Quarantäne am Flughafen ausgesehen hat, zeigen Bilder, die in sozialen Netzwerken und Medien kursierten. Nach einigen Tagen hat die Regierung diese Menschen an anderen Orten untergebracht.

Für viele Salvadorianer, die sowieso in prekären Verhältnissen am oder unterhalb des Mindesteinkommens leben, ist die Ausgangssperre eine existentielle Bedrohung – trotz der Ankündigung Bukeles, dass diejenigen, die im informellen Sektor arbeiten, 300 US-Dollar Unterstützung zur Sicherung ihrer Ernährung erhalten sollen. Seit der Schließung der Schulen erhalten Kinder dort keine Schulspeisung mehr, auf die sehr viele von ihnen angewiesen sind.

Die Menschen fragen sich auch, wie sie sich eigentlich schützen sollen, wenn es kein Wasser gibt, um sich die Hände zu waschen. Die Wasserversorgung insbesondere in San Salvador war in den letzten Monaten sehr stark in die Kritik geraten; oft gibt es nur kurzzeitig Wasser und es ist in der Regel nicht als Trinkwasser geeignet. Jetzt gibt es Berichte, dass die Polizei das Tragen von Gesichtsmasken fordert, aber grundlegende empfohlene Schutzmaßnahmen wie das Händewaschen sind fast nicht möglich.

Heute geht ein Video durch die sozialen Medien, auf dem zu sehen ist, wie Polizisten einen 80-jährigen Mann schlagen, der sich nicht an die Ausgangssperre hielt – er wollte sein Vieh füttern gehen.Eine Untersuchung wurde eingeleitet.