Gewerkschaft marginalisierter Arbeiterinnen und Arbeiter in Argentinien gegründet

In der Utep sollen sich die Sektoren der arbeitenden Klasse zusammenfinden, denen der Zugang zum regulären Arbeitsmarkt verwehrt bleibt

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Eine Gewerkschaft neuen Typs: Gründungskongress der Utep am 21. Dezember
Eine Gewerkschaft neuen Typs: Gründungskongress der Utep am 21. Dezember

Buenos Aires. In Argentinien haben sich mehrere gewerkschaftliche, soziale und politische Organisationen zur Union der Arbeiterinnen und Arbeiter der Popularen Ökonomie (Utep) zusammengeschlossen. Der Gründungskonvent fand am 21. Dezember in Buenos Aires statt. Die Utep versteht sich als Gewerkschaft neuen Typs, in der sich jene Sektoren der arbeitenden Klasse zusammenfinden, denen im gegenwärtigen neoliberalen Kapitalismus der Zugang zum regulären Arbeitsmarkt verwehrt bleibt. Von popularer Ökonomie spricht man, wenn Ausgeschlossene ihre eigenen Produktions-, Arbeits- und Vertriebssysteme schaffen, die unabhängig von der formalen Ökonomie funktionieren.

Mit Ausnahme der Corriente Clasista y Combativa (CCC), deren Geschichte bis in die 1970er Jahre zurückreicht, haben die restlichen Gründungsorganisationen Barrios de Pie, die Konföderation der Arbeiterinnen und Arbeiter der popularen Ökonomie (CTEP) und die Frente Popular Darío Santillan ihre Wurzeln in den sozialen Gegenbewegungen während des argentinischen Staatskollapses 2001/2002. Mittlerweile haben sich zahlreiche weitere Organisationen der Utep angeschlossen.

Als gegenwärtige Ziele wurden während des Konvents unter anderen die Garantie auf staatliche Lohnergänzungen, kostenlose Gesundheitsvorsorge, Unfallversicherung, Rentenvorsorge sowie der Schutz der Familien genannt. Darüber hinaus will man den Staat dazu verpflichten, öffentliche Aufträge zu einem bestimmten Anteil an Organisationen der popularen Ökonomie zu vergeben.

Die Utep strebt auch die Aufnahme in den Gewerkschaftsdachverband CGT (Confederación General del Trabajo de la República Argentina) an.

Ihr neuer Generalsekretär, Esteban Castro, sagte diesbezüglich: "Wir sind Teil der Arbeiterklasse. Für uns ist es wichtig, uns in einem gemeinsamen Dachverband zusammenzufinden. Dort muss man die Diskussion darüber führen, von welcher Perspektive aus wir auf die Realität blicken wollen. Wir haben uns dazu entschieden, von der Peripherie aus auf sie zu schauen. Wir brauchen stärkeren Zusammenhalt, denn die Mächtigen wollen den Krieg, sie wollen Chaos und Verwirrung in unserem Land stiften. Sie haben das schon in Bolivien gemacht, in Kolumbien, und sie werden es überall sonst auch versuchen."

Neben Vertretern der beiden großen Gewerkschaftsdachverbände CGT und CTA (Central de Trabajadores de la Argentina) waren beim Gründungskonvent auch mehrere Mitglieder der neuen Regierung anwesend, darunter der Minister für Soziale Entwicklung, Daniel Arroyo, sowie sein Staatssekretär für Soziale Ökonomie, Emilio Pérsico. Staatspräsident Alberto Fernández, der am 10. Dezember sein Amt angetreten hat, schickte eine Videobotschaft an den Kongress, in der er sagte: "Ich weiß, dass ihr heute die Einheit der Arbeiterinnen und Arbeiter der popularen Ökonomie besiegelt. Das ist sehr wichtig, denn so werdet ihr mehr Einfluss auf die argentinische Gesellschaft haben und diese wird euch definitiv als ernstzunehmende Akteure in der Gegenwart anerkennen müssen. Als Bewegung arbeitet ihr schon heute als Teil dieser Regierung mit uns zusammen."

Tatsächlich besetzen seit dem Regierungswechsel in Argentinien mehrere Funktionäre der Utep Schlüsselposten im Ministerium für Soziale Entwicklung. Dennoch, so der Tenor beim Eröffnungskongress, muss auch weiterhin die Mobilisierung auf der Straße für die Rechte der marginalisierten Arbeiterschaft aufrechterhalten werden.