Polizei in Chile schießt auf Menschenrechtsbeobachter, Tausende Menschen verletzt

Proteste Augenverletzungen

Demonstranten am 12. November in Santiago de Chile zeigen Augenverletzungen durch die Polizei
Demonstranten am 12. November in Santiago de Chile zeigen Augenverletzungen durch die Polizei

Santiago de Chile. Bei Protesten gegen die Regierung von Präsident Sebastián Piñera wurde in Chile am Samstag ein Demonstrationsbeobachter des Nationalen Instituts für Menschenrechte (Instituto Nacional de Derechos Humanos, INDH) von einer Gasgranate verletzt. Das vermeldete das INDH über den Kurznachrichtendienst Twitter. Luis Guerreo, der die Proteste filmte, wurde von einer Tränegasgranate am linken Arm getroffen und befindet sich momentan im Krankenhaus. Sein Zustand sei stabil. Auf dem auf Twitter veröffentlichten Video ist zu sehen, wie die Polizei erst von weitem Wasserwerfer einsetzt und dann mit Tränengas gegen die Menschenansammlung vorgeht. Das INDH forderte die Staatsanwaltschaft auf, den Fall zu untersuchen und die Verantwortlichen anzuklagen.

Neben ihrer wichtigen Arbeit als Beobachter bei Demonstrationen ist das INDH auch in den Kommissariaten unterwegs, um sicherzustellen, dass sich die Polizei auch dort an die gesetzlichen Vorgaben hält und die Rechte von Festgenommenen gewahrt werden. Durch ihre gelben Anoraks sind sie für Protestierende und Sicherheitskräfte bei Protesten gleichermaßen klar erkennbar. Dennoch handelt es sich bereits um die zweite Verletzung eines INDH-Mitarbeiters seit Beginn der Proteste am 18. Oktober. Schon am 29. Oktober wurde ein weiteres Mitglied des Instituts im Zentrum Santiagos durch sieben Schüsse verwundet.

Am Freitag veröffentlichte das INDH darüber hinaus die wöchentlichen Zahlen zu Verletzungen von Demonstranten und Anzeigen gegen Polizei und Militär. Demnach stieg die Zahl der Verletzten seit Beginn der Proteste auf 3.449 Menschen, unter ihnen fast zweitausend Schussverletze. Die überwiegende Mehrheit der Betroffenen sind Männer (2.767), aber auch Frauen (397) sowie Kinder und Jugendliche (254) finden sich unter den Opfern. Ebenfalls stieg die Anzahl von Augenverletzungen um über hundert im Vergleich zur Vorwoche auf 352.