Tödlicher Einsatz für Umwelt, Rechte und Frieden in Kolumbien

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Tausende Menschen haben am 26.Juli gegen die anhaltende Gewalt und die tödlichen Angriffe auf soziale und politische Aktivisten in Kolumbien protestiert
Tausende Menschen haben am 26.Juli gegen die anhaltende Gewalt und die tödlichen Angriffe auf soziale und politische Aktivisten in Kolumbien protestiert

Bogotá. Kolumbien ist derzeit eines der gefährlichsten Länder für Umwelt- und soziale Aktivisten weltweit. Laut der neuesten Studie der britischen Nichtregierungsorganisation Global Witness belegte Kolumbien im Jahr 2018 auf der Rangliste der Länder mit der höchsten Mordrate an Umweltaktivisten den zweiten Platz. Doch auch indigene und afrokolumbianische Führungspersönlichkeiten, soziale Aktivisten, Menschenrechtsverteidiger und Gewerkschafter stehen ganz oben auf der Abschussliste: Über 1.350 Aktivisten haben persönliche Todesdrohungen erhalten und allein in den vergangenen vier Monaten sind knapp 300 Anführer von sozialen Organisationen und Bewegungen ermordet worden.

Im Jahr 2018 wurden weltweit im Durchschnitt jede Woche drei Umweltaktivisten umgebracht, mehr als die Hälfte davon in Lateinamerika. Mit 24 Morden allein in Kolumbien steht das südamerikanische Land zusammen mit den Philippinen und Brasilien das dritte Jahr in Folge an der Spitze. Zu den Mitteln der Repression von Umweltprotesten zählen auch die Kriminalisierung des Engagements, die oft in langen Haftstrafen endet, sowie gezielte Taktiken zur Diffamierung und Einschüchterung.

Der Landesteil, in dem das Leben von sozialen Aktivisten nach wie vor besonders bedroht ist, ist das Departamento Cauca im Südwesten Kolumbiens. Allein in der vergangenen Woche wurden dort drei indigene Gemeindeführer umgebracht.

Eine weitere stark gefährdete Gruppe sind Gewerkschafter. Besonders bedroht sind Führungskräfte der größten Gewerkschaft Kolumbiens, der Zentralen Arbeitervereinigung (Central Unitaria de Trabajodores, CUT). Landesweit haben insgesamt 200 ihrer Mitglieder Todesdrohungen erhalten. Dahinter stecken laut dem Vorsitzenden der CUT, Francisco Maltes, vor allem kriminelle und paramilitärische Gruppen wie die "Aguilas Negras".

Seit der Unterzeichnung des Friedensvertrags zwischen Regierung und Farc-Guerilla im Jahr 2016 sind in Kolumbien laut Zahlen des Instituts für Friedensforschung und Entwicklung Indepaz rund 463 soziale Aktivisten und 140 ehemalige Farc-Mitglieder ermordet worden.

Angesichts der immer weiter ausufernden Gewalt haben verschiedene Organisationen im Departamento Chocó vom 5. bis zum 13. August zum “Marsch der Menschlichkeit für das Leben“ aufgerufen. Ziel ist es, auf die prekäre Lebenssituation der Bevölkerung dieses Departamentos aufmerksam zu machen, die seit vielen Jahre unter den Folgen von Umweltzerstörung durch Rohstoffabbau, Klimawandel und Gewalt aufgrund des Drogenhandels leidet.