Ursache für historischen Stromausfall in Argentinien und Uruguay bleibt ungewiss

Analyse könnte bis zu 15 Tage dauern. Situation am Montag wieder weitgehend normalisiert. Regierung Macri zeigt sich zunächst nicht, dann selbstbewusst

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Das Wasserkraftwerk am Staudamm von Salto Grande an der Grenze von Argentinien zu Paraguay soll wegen Leitungsschäden einer der beiden "Hauptschuldigen" für den Stromausfall sein
Das Wasserkraftwerk am Staudamm von Salto Grande an der Grenze von Argentinien zu Paraguay soll wegen Leitungsschäden einer der beiden "Hauptschuldigen" für den Stromausfall sein

Buenos Aires. Nach einem Stromausfall am Sonntag, der fast das gesamte Stromnetz von Argentinien und Uruguay lahmgelegt und in einem solchen Ausmaß noch nie stattgefunden hatte, hat sich am Montag das öffentliche Leben in den beiden Ländern wieder normalisiert. Am späten Sonntagabend war die Stromversorgung bereits weitgehend wieder hergestellt. Brasilien, Paraguay und Chile sind in kleinerem Umfang betroffen gewesen.

Am Montagmorgen argentinischer Zeit sollen noch etwa 10.000 Menschen in der Region Buenos Aires ohne Strom gewesen sein, wie die Energieunternehmen Edesur und Edenor mitteilten. Auch in der uruguayischen Hauptstadt Montevideo blieben noch vereinzelt Stadtteile ohne Licht. Der argentinische Energieminister Gustavo Lopetegui erklärte am Montag, auch wenn man noch nicht wisse, wie es zu den Ausfällen kam, könne er versichern, dass es in einem solchen Ausmaß "nie wieder" passieren werde. Er entschuldigte sich auch dafür, dass die Regierung bis zum Nachmittag gebraucht habe, eine öffentliche Erklärung abzugeben. Dies hatte am Sonntag starke Kritik hervorgerufen.

Auch das benachbarte Uruguay war heftig betroffen. Dort konnten jedoch bereits gegen 14 Uhr Ortszeit am Sonntag weite Teile der Versorgung wieder hergestellt werden. Das Netz in Uruguay ist seit mehr als 40 Jahren direkt mit dem argentinischen verbunden, wie das staatliche Energieversorgungsunternehmen UTE mitteilte.

Der Präsidentschaftskandidat der Linken für die Wahlen Ende dieses Jahres, Alberto Fernández, kritisierte den amtierenden Präsidenten Mauricio Macri scharf. Zum einen hatte dieser erst vor etwa zehn Tagen angekündigt, das Land sei nach "Jahren der Dunkelheit" nach der Ära Kirchner bald wieder in der Lage, Strom zu exportieren. Zum anderen hatte Macri bei einem weitaus leichteren Stromausfall im Dezember 2013 die damalige Regierung verhöhnt und darin "ein Symbol für die gescheiterte Politik Kirchners" gesehen.

Mehr als 48 Millionen Menschen waren am Sonntag in der Region betroffen, nachdem am Sonntagmorgen gegen 7 Uhr der Strom ausfiel. Einer der Gründe soll die Netzüberlastung von zwei Leitungen sein, die die beiden für die Stromversorgung wichtigsten Wasserkraftwerke Yacyretá, (am Fluss Paraná an der paraguayischen Grenze zu Argentinien), und Salto Grande (am Rio Uruguay an der Grenze zwischen Argentinien und Uruguay) verbinden. Dabei soll es sich um die 500kV-Leitungen Colonia Elía – Belgrano und Mercedes – Colonia Elía handeln. Zudem kam es zu einem technischen Versagen einer Vorrichtung, die ein entsprechendes Übergreifen auf das restliche Stromnetz hätte verhindern sollen.

Argentiniens Präsident Macri hatte sich am Sonntag erst am Nachmittag nach Stunden des Schweigens an die Öffentlichkeit gewandt. In einer Stellungnahme, die über den Kurznachrichtendienst Twitter verbreitet wurde, räumte er ein, dass die Ursachen für die Netzüberlastung nicht bekannt sind. Am Montag hieß es dann in Medienberichten, man müsse bis zu 15 Tage warten, um eine genaue Analyse vorlegen zu können. Erste kleinere Ergebnisse sollten jedoch bis Dienstag vorliegen, so Experten, die mit Energieminister Lopetegui am Sonntag noch vor die Presse traten.

Insbesondere in Argentinien sind temporäre Stromausfälle grundsätzlich nichts Ungewöhnliches. Vor allem in den heißen Sommermonaten kommt es immer wieder zu Überlastungen des Netzes. Da sich die Region momentan jedoch in den deutlich kühleren Wintermonaten befindet, dürften die Ursachen in diesem Fall andere sein. Der Bedarf an einem Sonntagmorgen liege in diesen kühleren Wochen nur bei rund 12.000 MW. Das sei weniger als die Hälfte der in den Sommermonaten erzielten Spitzen beim Bedarf von rund 25.000 MW, wie die Zeitung La Nación Netzexperten zitiert. Daher sei etwas "extrem ungewöhnliches" passiert.

Die Regierung will bisher keine Ursachen ausschließen, also auch keine gezielte Sabotage des Netzes. Vieles deutet momentan jedoch daraufhin, dass die seit Jahren maroden Stromleitungen der Grund sind. Warum jedoch nicht nur die betroffene Verbindung vom Norden Argentiniens in die Hauptstadt Buenos Aires, sondern bis auf die Provinz Feuerland im äußersten Süden und Villa Angostura, die sich selbst versorgen können, ganz Argentinien und das benachbarte Uruguay unter dem Stromausfall zu leiden hatten, ist bisher noch offen.