Soziale Bewegungen in Bolivien fördern traditionelle Ernährung

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Auf der Plaza San Francisco in La Paz, Bolivien, fand zum Auftakt des Aymara-Jahres am 16. Juni das weltweit größte gemeinschaftliche Essen mit traditionellen Gerichten des Landes statt
Auf der Plaza San Francisco in La Paz, Bolivien, fand zum Auftakt des Aymara-Jahres am 16. Juni das weltweit größte gemeinschaftliche Essen mit traditionellen Gerichten des Landes statt

La Paz. Die landesweite Frauenorganisation Federación de Mujeres Bartolina Sisa und andere soziale Organisationen Boliviens schließen sich zusammen, um die traditionellen Ernährungsweisen des Landes zu fördern. Am 16. Juni veranstalteten sie die größte "Apthapi" der Welt, bei dem das Essen unter Gemeindemitgliedern, Freunden oder Familienmitgliedern geteilt wird. Dieser Brauch ist ein Erbe der indigenen Völker im Westen Boliviens.

Laut der Sprecherin der "Bartolinas" von La Paz, Erudita Quispe de Mamani, soll die Veranstaltung den kulinarischen Reichtum des Landes, in diesem Fall der 20 Provinzen des Departements, fördern und teilen. Der Vorsitzende des bolivianischen Verbandes der Köche, Pedro Cadena, erläuterte, dass "wir damit unsere angestammte Gastronomie aufwerten wollen. Apthapi kommt aus dem guten Leben, dem gutem Essen." Die reichhaltigen regionalen Gerichte böten eine gesunde Ernährung auf der Grundlage vollständig biologischer Produkte, so Cadena.

Derzeit ist Bolivien nach dem Welt-Hunger-Index mit 17,2 Prozent das Land Südamerikas mit dem größten Anteil hungernder Menschen. Laut der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) leiden weltweit fast 800 Millionen Menschen unter Hunger oder Mangelernährung, davon in Lateinamerika an die 40 Millionen.

Besonders betroffen sind weltweit Frauen und Kinder aus kleinbäuerlichen Verhältnissen. Klimaveränderungen, Bodendegradation, fehlende Märkte und Konkurrenz um Wasser sind einige Faktoren, die Hunger zum Risiko für Bauern machen. Die Antwort ist meist die Ausweitung der Lebensmittelproduktion durch industrielle Landwirtschaft, die in Konkurrenz um Wasser und Boden zu Kleinbauern steht. Nach Einschätzung internationaler Experten sowie Hilfs- und Entwicklungsorganisationen kann die Verwendung traditioneller Produkte zur Bekämpfung des Hungers und zur Förderung einer kleinbäuerlichen, ökologisch nachhaltigen Landwirtschaft beitragen. Laut Oxfam produzieren 500 Millionen kleinbäuerliche Betriebe in Ländern des globalen Südens Nahrung für nahezu zwei Milliarden Menschen – fast ein Drittel der Menschheit.