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Kolumbien: Justiz gibt Farc-Politiker Jesús Santrich nicht frei

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Die Farc-Partei in Kolumbien fordert die sofortige Freilassung von Jésus Santrich
Die Farc-Partei in Kolumbien fordert die sofortige Freilassung von Jésus Santrich

Bogotá. Der ehemalige Kommandant der Farc-Guerilla und aktuelles Mitglied ihrer Nachfolgeorganisation, der Partei Alternative Revolutionäre Kraft des Volkes, Jesús Santrich, kommt nicht frei. Dies gab der Oberste Gerichtshof von Kolumbien bekannt. Gegen Santrich, der mit bürgerlichem Namen Seuxis Hernández Solarte heißt, liegt auf Ersuchen der US-Drogenbehörde DEA ein internationaler Haftbefehl vor. Er wurde am 9. April verhaftet, befindet sich im Hochsicherheitstrakt des Gefängnisses La Picota in Bogotá und soll an die USA ausgeliefert werden. Die kolumbianische Staatsanwaltschaft hatte die Festnahme in der vergangenen Woche für rechtmäßig erklärt.

Die Farc-Partei hat indes die sofortige Freilassung Santrichs gefordert. In einer Mitteilung auf ihrer Website bezeichnet sie seine Verhaftung als illegal und kritisiert, dass sich die kolumbianische Regierung nicht an die Vereinbarungen des Friedensabkommens halte. Die Partei fordert zudem die Freilassung 600 weiterer ehemaliger Guerillakämpfer, die sich ein Jahr nach Inkrafttreten des Amnestiegesetzes noch immer hinter Gittern befinden. Auch aus sozialen Bewegungen wurde heftige Kritik an der Festnahme laut.

Nach eigener Auskunft liegen der DEA Dokumente und Kronzeugenaussagen vor, die beweisen sollen, dass Santrich nach Abschluss des Friedensabkommens einen Transport von zehn Tonnen Kokain im Wert von 320 Millionen Dollar geplant haben soll. Abnehmer der Lieferung sollte angeblich das Kartel von Sinaloa in Mexiko sein. DEA-Chef Robert Patterson warnte, dass Farc-Mitglieder, die sich nicht an die im Friedensvertrag festgelegten Rahmenbedingungen hielten, die Konsequenzen zu spüren bekommen würden: "Für sie gelten andere Regeln, so ist die Lage. Das wurde klar und deutlich kommuniziert." Seit der Unterzeichnung des Abkommens zwischen Farc-Guerilla und Regierung waren die Haftbefehle und Auslieferungsersuche der USA ausgesetzt worden.

Santrich befindet sich seit seiner Festnahme im Hungerstreik und ist fest entschlossen sich nicht ausliefern zu lassen. Vergangene Woche wandte er sich mit einer dramatischen Audiobotschaft an seine Familie und Mitstreiter. Darin verabschiedet er sich und zeigt sich zugleich kämpferisch: "Ich werde mein Leben dafür geben, dass Kolumbien eine bessere Zukunft erleben wird. Alle sollen wissen, dass ich durch und durch ein Revolutionär bin. Ich trete meinen letzten Kampf an, den Kampf der Würde." Scharf kritisierte er den kolumbianischen Staat: "Ich werde in den Abgrund eines gescheiterten Friedensprozesses gestoßen."

Die Verhaftung rief auch internationale Reaktionen hervor. Lateinamerikanische soziale und politische Bewegungen sowie Einzelpersonen haben eine internationale Kampagne für seine Freilassung gestartet. Der Sonderbeauftrage der Vereinten Nationen für Kolumbien, Jean Arnault sprach von "neuen Herausforderung für ein Land, das nach wie vor durch den Friendesprozess gespalten wird".

Die deutsche Partei Die Linke bekundet ihre Solidarität mit Santrich und bezeichnet das Vorgehen der USA als Sabotage des Friedensprozesses: "Die Verhaftung des kolumbianischen Oppositionspolitikers Jesús Santrich auf Verlangen der US-Justiz wegen mutmaßlichen Drogenhandels ist ein weiterer offener Angriff auf die Friedensvereinbarung zwischen der Regierung und der ehemaligen FARC-Guerilla und ist Teil einer offenbar systematischen Sabotage des Friedensprozesses in dem südamerikanischen Land", heißt es in einer Pressemeldung vom 10. April.