Fortschritte in Honduras bei Ermittlungen im Mordfall Berta Cáceres

Anklage gegen mutmaßlichen Auftraggeber des Mordes. Verstrickungen von verschiedenen Unternehmen in den Fall. Neun Verdächtige sitzen mittlerweile in Haft

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Im Fall der vor zwei Jahren ermordeten Umweltaktivistin Berta Cáceres wurde einer der mutmaßliche Drahtzieher angeklagt
Im Fall der vor zwei Jahren ermordeten Umweltaktivistin Berta Cáceres wurde einer der mutmaßliche Drahtzieher angeklagt

Tegucigalpa. Die Staatsanwaltschaft in Honduras hat im Fall der vor zwei Jahren ermordeten Umweltaktivistin Berta Caceres am 9. März Anklage gegen David Castillo Mejía, den Präsidenten und Geschäftsführer der Firma Desarrollo Energético S.A. (Desa), erhoben. Der Anklage waren 20 Stunden andauernde Verhandlungen vorausgegangen. Castillo Mejio wird beschuldigt, Auftraggeber des Mordes an der Aktivistin und auch an dem versuchten Mord an Gustavo Castro zu sein. Der mexikanische Aktivist Castro befand sich im Haus von Cáceres, als das tödliche Attentat auf die Vorsitzende der Menschenrechtsorganisation COPINH geschah. Er wurde von drei Kugeln getroffen wurde und überlebte schwer verletzt.

Castillo soll die gesamte Logistik des Verbrechens koordiniert haben. Darüber hinaus beantragte die Nebenklage Ermittlungen wegen Bildung einer kriminellen Vereinigung einzuleiten. Dieser Antrag wurde jedoch zurückgewiesen.

Der Anwalt der Nebenklage, Victor Fernández, erklärte gegenüber amerika21, dass hinter den kriminellen Aktionen von Desa und Castillo gegen Cáceres und ihre Organisation COPINH eine komplexe Struktur stehe. Auch eine unabhängige internationale Expertengruppe, die in dem Mordfall ermittelte, kommt in ihrem Bericht zu diesem Ergebnis. Darin wurden minutiös Telefongespräche und Chats ausgewertet, die die Planung und Umsetzung des Mordes nachweisen sollen. Desa habe demnach sowohl private wie staatliche Sicherheitskräfte, Auftragsmörder und Justizpersonal einbezogen, um jeglichen Widerstand gegen das Wasserkraftprojekt Agua Zarca zu kontrollieren und zu neutralisieren. All diese Beweise sollen dem Generalstaatsanwaltschaft bereits im Mai 2016 vorgelegen haben.

Die Karriere Castillos weist enge Verbindungen zum Militär, zur Politik und dem Energiesektors auf. Castillo ist Elektroingenieur, absolvierte die US-Militärakademie West Point und war Geheimdienstoffizier des honduranischen Militärs. Er war zudem Präsident des Unternehmens Potencia y Energía de Mesoamérica S.A. (Pemsa), dem ein Teil der Desa-Aktien gehört. Den anderen Teil hält Inversiones Las Jacarandas, ein Unternehmen der Familie Atala, eine der einflussreichsten Familien des Landes, die ebenfalls Miteigentümer von Desa ist.

Castillo soll nur einer der Auftraggeber des Mordes an Cáceres sein. Die ehemalige Polizeikommissarin Maria Luisa Borjas äußerte in einer öffentlichen Erklärung, dass ihr Akten vorlägen, die unter anderem die Abgeordnete der Regierungspartei Gladis Aurora López und Camilo Atala als mutmaßliche Auftraggeber des Mordes aufführten. Die Familie Atala ist auch Besitzer von Ficohsa, der zweitgrößten Bank von Honduras, dazu war José Eduardo Atala Direktor der Zentralamerikanischen Bank für wirtschaftliche Integration (BCIE), die ein wichtiger Finanzgeber von Agua Zarca war.

Laut Recherchen der Internetplattform Pasos de Animal Grande ist Castillo auch Teilhaber des Solarunternehmen Prodersa, das jüngst wegen der Verwicklungen mit dem Drogenkartell "Los Cachiros" beschlagnahmt wurde. Anführer des Kartells stehen in den USA vor Gericht. Deren Aussagen haben zuletzt einige Personen des öffentlichen Lebens aus Honduras in direkte Verbindung mit dem Kartell gebracht.

Caceres hatte sich gegen das Staudammprojektes Agua Zarca eingesetzt, das unter anderem durch Castillos Unternehmen Desa durchgeführt wurde. Am 2. März 2016 wurde sie in ihrem Haus ermordet aufgefunden. Auch das deutsche Unternehmen Siemens war über das Joint-Venture Voith Hydro an Agua Zarca beteiligt.

Der Fall sorgt seit zwei Jahren national wie international für Aufsehen. Im November vergangenen Jahres wurden zwei polizeiliche Ermittler festgenommen, die Beweismittel gefälscht haben sollen. Mittlerweile sitzen neun Verdächtige in Haft, ein Urteil wurde bisher aber noch nicht gesprochen. Unter den Festgenommenen befinden sich ehemalige Mitarbeiter von Desa und auffällig viele ehemalige Militärs.