Mapuche-Gefangene in Chile beenden Hungerstreik

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Die Flagge der Mapuche
Kurz schienen die angeklagten Mapuche frei, schon droht eine Wiederaufnahme des Verfahrens in Chile

Santiago. Die chilenische Regierung hat vier Mapuche-Gefangenen im Hungerstreik zugesagt, dass das noch aus der Pinochet-Zeit stammende Antiterror-Gesetz in ihrem Prozess nicht angewendet wird. Daraufhin haben mittlerweile alle ihren Hungerstreik beendet. 1 Sie bleiben weiter in Untersuchungshaft, die bereits seit 16 Monaten andauert. Die lange Haftdauer ohne Prozess ist einer der Punkte, die neben dem Antiterror-Gesetz zum Hungerstreik geführt hatten.

Das Thema spielt auch im Wahlkampf nach wie vor eine Rolle. Rechtskandidat Sebastian Piñera kritisierte das Vorgehen der Regierung als ein Zurückweichen. Es sei ein neuer und schwerer Fehler gewesen und zeige Schwäche, erklärte er. Seine Regierung hatte 2010 aber während eines Hungerstreiks ebenfalls Verhandlungen mit ähnlichen Ergebnissen geführt.

Auch in der derzeitigen Regierung unter Michelle Bachelet ist der Umgang mit den Mapuche ein Reizthema. Dabei geht es vor allem um das Antiterrorgesetz. Innenminister Mario Fernandez hatte sich vor wenigen Tagen von dem Gesetz distanziert. Es sei ein Rechtskonstrukt mit Schwächen, das sich nicht anwenden lasse und mit dem sich keine Gerechtigkeit herstellen lasse. Dazu kam Kritik von Entwicklungsminister Marcos Barraza. Sein Ministerium ist für Fragen der Mapuche zuständig und stellte die "Operation Hurrikan" in Frage, bei der mit großem Polizeiaufgebot unter anderem Héctor Llaitul, Sprecher der Coordinadora Auraco Malleco (CAM) festgenommen worden war. Die CAM setzt sich für die Autonomie der Mapuche-Gebiete ein. Barraza sprach sich nicht gegen die Verhaftung an sich aus, aber gegen die medienwirksamen Umstände. Er warnte davor, dass dies zu einer Radikalisierung führe. Außerdem bezog er zu der Frage Stellung, ob es sich um Terrorismus handele. Es gebe gewalttätige Aktionen und Demonstrationen mit politischem Hintergrund, aber keinen Terrorismus in der südchilenischen Region Araucanía, daran habe er keinerlei Zweifel, so Barraza. Ähnlich äußerte sich Alejandro Guillier, Präsidentschaftskandidat der Regierungskoalition Nueva Mayoría.

In Folge der anhaltenden Debatte wird über den Rücktritt des Staatssekretärs im Innenministerium, Mahmud Aleuy, spekuliert. Er war für die "Operation Hurrikan" zuständig und wurde immer wieder für ein hartes Vorgehen kritisiert.

  • 1. Korrektur: Unter Berufung auf Familienangehörige hat Radio Bio Bio berichtet, dass Ariel Trangol Galindo entgegen anders lautender Meldungen vom Montag seinen Hungerstreik nicht beendet hat. Der Gouverneur der Provinz Cautín, Ricardo Chancerel bestätigte die Aussage des Senders und erklärte, der Gesundheitszustand von Ariel Trangol werde kontinuierlich überwacht.