Massendemonstrationen am Unabhängigkeitstag in Brasilien

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In vielen Städten Brasiliens wurde zum Unabhängigkeitstag für soziale Gerechtigkeit demonstriert
In vielen Städten Brasiliens wurde zum Unabhängigkeitstag für soziale Gerechtigkeit demonstriert

São Paulo. In Brasilien haben am 7. September, dem brasilianischen Unabhängigkeitstag, zahlreiche Demonstrationen gegen soziale Ausgrenzung stattgefunden. In fast allen großen Städten des Landes folgten Zehntausende dem Aufruf des traditionellen "Grito dos Excluídos" (Aufschrei der Ausgeschlossenen), der dieses Jahr unter dem Motto stand: "Für Rechte und Demokratie, der Kampf ist jeden Tag". Seit 1995 findet der von sozialen Bewegungen, kirchlichen Gruppen und Gewerkschaften organisierte Protestmarsch zeitgleich zu den offiziellen Unabhängigkeitsparaden statt. In diesem Jahr stand er auch im Zeichen des Protestes gegen die Arbeits- und Rentenmarktreformen der Regierung von De-facto Präsident Michel Temer. Laut dem Nachrichtenportal nodal wurden alleine in Rio de Janeiro 20.000 Demonstranten, 10.000 in Belo Horizonte, 5.000 in Macreió und 15.000 in São Paulo gezählt.

Den Organisatoren zufolge spiegelten die diesjährigen Themen die Ziele der Demonstration wieder, die aggressive und ausschließende Struktur der Gesellschaft und den Verlust der Arbeitnehmerrechte zu verurteilen. Laut Raimundo Bonfim, Koordinator der Bewegung Central de Movimentos Populares (CMP), "ist die aktuelle Situation der Arbeitslosigkeit, des Elends und der sozialen Ausgrenzung gravierender als im Jahr 1995."

Für Kelli Mafort von der nationalen Führung der Landlosenbewegung (MST) zeigt die Mobilisierung vor allem in São Paulo Stärke: "Diese Bewegung wird nicht aufhören, es gibt viele Themen, die uns zu den Protesten auf die Straße und hin zur Gesellschaft treiben, um den Kampf weiter zu führen", so Mafort. In São Paulo verurteilten die sozialen Bewegungen auch ein Projekt des Bürgermeisters der Stadt, João Doria (PSDB), das vorsieht, 107 öffentliche städtische Parks und das Pacambeu-Stadion zu privatisieren.

Auch in anderen brasilianischen Städten kam es zu Protesten gegen aktuelle politische Vorhaben. In Campo Grande, im Bundesstaat Mato Grosso do Sul, demonstrierten indigene Gruppen gegen die Änderung der zeitlichen Festlegung, ab der die Grenzziehung ihrer Gebiete rechtskräftig ist. In Belo Horizonte und Porto Alegre gingen Demonstranten für die im letzten Jahr durch einen parlamentarischen Putsch gestürzte Präsidentin Dilma Rousseff von der Arbeiterpartei PT auf die Straße.