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Chile verurteilt bolivianische Beamte, politische Fronten verhärtet

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In Bolivien findet eine Kampagne für die Freilassung der neun Grenzbeamten statt
In Bolivien fand eine Kampagne für die Freilassung der neun Grenzbeamten statt – nun sollen sie aus Chile abgeschoben werden

Pozo Almonte. Neun in Chile verhaftete bolivianischen Zollbeamten sind im Fall von Raub unter Anwendung von Gewalt, Schmuggel und illegalen Waffenbesitzes für schuldig befunden worden. Dies wurde am chilenischen Gerichtshof in Pozo Almonte, rund 2.000 Kilometer nördlich der Hauptstadt Santiago, bekanntgegeben.

Die neun Männer wurden zu einer Freiheitsstrafe von drei Jahren und einem Tag sowie zu einer Geldstrafe in Höhen von 32 Millionen chilenischer Pesos (rund 42.000 Euro) verurteilt. Anstatt die Haftstrafe abzuleisten sollen sie nun jedoch innerhalb einer Frist von 30 Tagen des Landes verwiesen werden. Infolge dieses Urteils ist es den Zollbeamten innerhalb der nächsten zehn Jahre nicht gestattet, chilenisches Territorium zu betreten. Für die beiden Angehörigen des bolivianischen Militärs unter ihnen gilt ein Einreiseverbot von 20 Jahren.

Der bolivianische Präsident Evo Morales hat die Zahlung der von Chile geforderten Summe bereits veranlasst.

Die bolivianischen Zollbeamten waren am 19. März in der Grenzregion zwischen Bolivien und Chile von der chilenischen Grenzwache bei der Beschlagnahmung eines Fahrzeugs auf chilenischem Staatgebiet aufgegriffen worden und befinden sich seitdem im chilenischen Iquique in Gewahrsam.

Der bolivianische Verteidiger, Claudio Villa, stellte die Aktion als eine Operation gegen den internationalen Schmuggel dar und erklärt, die bolivianischen Beamten seien lediglich ihrer Pflicht nachgekommen und hätten "ihrem Land gedient". Nach der Veröffentlichung des Urteilsspruchs kündigte er Berufung an.

Zuletzt war der Tonfall im Konflikt um das Schicksal der neun bolivianischen Grenzbeamten zunehmend schärfer geworden. Boliviens Präsident Morales twitterte am Tag nach der Verkündigung des Urteils: "Chile ist das Israel Südamerikas: Es baut politische und geistige unsichtbare Mauern." Chiles Außenminister Heraldo Muñoz bezeichnete seinerseits Bolivien als "ein Land ohne die geringste Glaubwürdigkeit auf internationaler Ebene".

Morales forderte derweil die Organisation Amerikanischer Staaten (OAS) zum Eingreifen auf, worauf Muñoz erwiderte, Chile werde eine Einmischung der OAS in innere Angelegenheiten nicht akzeptieren.

Der Zwischenfall strapaziert das ohnehin angespannte Verhältnis der Nachbarstaaten Chile und Bolivien, die 1978 ihre diplomatischen Beziehungen abgebrochen hatten und sich aktuell im Rechtsstreit um den von Bolivien geforderten souveränen Meereszugang befinden. Der Vorfall wurde von bolivianischer Seite als politischer Vergeltungsschlag Chiles gewertet: "Das Urteil ist eine Vergeltungsmaßnahme weil wir Chile in Den Haag verklagt haben", so Präsident Morales per Twitter.

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