Hessen fördert Gedenken an Opfer der Diktatur in Chile

09_03_kranzniederlegung_im_museo_de_la_memoria_chile_bouffier_hessen.jpg

Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU)  im Museum der Erinnerung und der Menschenrechte in Santiago de Chile im September 2016
Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) im Museum der Erinnerung und der Menschenrechte in Santiago de Chile im September 2016

Wiesbaden/Santiago de Chile. Die Hessische Landesregierung und der Hessische Landtag unterstützen zwei Projekte in Chile, die die Erinnerung an die Verbrechen und Menschenrechtsverletzungen der Pinochet-Diktatur (1973-1990) wach halten sollen. "Die Gewaltherrschaft und das schlimme Schicksal zehntausender Menschen darf niemals in Vergessenheit geraten. Dafür setzen wir uns ein – gemeinsam mit den Projektpartnern vor Ort, der Villa Grimaldi und dem Museum für Menschenrechte und Erinnerung", sagte Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU). Der hessische Regierungschef hatte im September 2016 gemeinsam mit Mitgliedern des Landtags diese zwei Gedenkstätten in Santiago de Chile besucht und Opfer des Regimes von Augusto Pinochet getroffen, heißt es in einer Pressemitteilung der Staatskanzlei.

In der Villa Grimaldi, auf deren Gelände von 1975 bis 1988 Oppositionelle gefoltert und umgebracht wurden, werden bis zum Jahresende einhundert chilenische Schülerinnen und Schüler zu Erinnerungs- und Menschenrechtsbotschaftern ausgebildet. Das Museum für Menschenrechte und Erinnerung (Museo de la Memoria y los Derechos Humanos) macht landesweit mit sogenannten Stolpersteinen auf das Schicksal von Bürgerinnen und Bürgern aufmerksam, die während der Militärdiktatur verschwunden sind und ermordet wurden. Vorbild sind die Gedenksteine, die der deutsche Künstler Gunter Demnig zur Erinnerung an jüdische NS-Opfer in vielen deutschen Städten verlegt hat.

Die Förderung in Höhe von knapp 36.000 Euro ist Teil der Entwicklungszusammenarbeit des Landes Hessen. Sie wird seitens des World University Service (WUS) umgesetzt, der seit über 50 Jahren in Chile tätig ist und während der Diktatur rund 6.000 politisch verfolgte Chileninnen und Chilenen mit Stipendien gefördert hat.

Im vergangenen November hatten Abgeordnete des Bundestages erstmalig die ehemalige deutsche Sektensiedlung Colonia Dignidad in Chile besucht, in der jahrzehntelang schwere Menschenrechtsverletzungen begangen wurden. Eine Delegation aus sieben Mitgliedern des Ausschusses für Recht und Verbraucherschutz gedachte dabei den vermutlich über hundert chilenischen Widerstandskämpfern, die dort während der Diktatur von Augusto Pinochet von den deutschen Bewohnern und chilenischen Militärs ermordet wurden.

Im Juli vergangenen Jahres hatte eine Kleine Anfrage der Linksfraktion im Bundestag enthüllt, dass westdeutsche Behörden früher als bisher bekannt Hinweise auf Verbrechen in der Colonia Dignidad hatten. Zugleich deckten Bonner Diplomaten das Regime von Sektenchef Paul Schäfer bis 1987 und damit bis zur Endphase der Diktatur. Der Auslandsgeheimdienst BND habe bereits im Jahr 1966 Kenntnis von "KZ-ähnlichen Methoden" in der Colonia Dignidad gehabt.

Der damalige Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) hatte Ende April 2016 eine teilweise Öffnung der Archive zur Rolle der westdeutschen Diplomatie bei den Verbrechen in der Colonia Dignidad in Chile bekanntgegeben. Normalerweise betrage die Sperrfrist für Dokumente 30 Jahre, sagte Steinmeier bei einer Rede vor hunderten Gästen im Auswärtigen Amt. Er habe unter dem Eindruck der aktuellen Debatte aber entschieden, diese Frist um zehn Jahre zu verkürzen.

Wenn Sie über diesen Artikel mitdiskutieren wollen, nutzen Sie bitte die Kommentarfunktion auf unserer Facebook-Seite oder folgen Sie einfach diesem Link