Landesweiter Streik gegen Mord und Gewalt an Frauen in Argentinien

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Plakat zur Demonstration
Plakat zur Demonstration

Buenos Aires. Am Mittwoch sind in ganz Argentinien tausende Menschen auf die Straße gegangen, um gegen Gewalt an Frauen zu protestieren. Zum nationalen Streik hatte das Kollektiv "Ni Una Menos" (Nicht eine weniger) aufgerufen. An dem Protest nahmen in der überwiegenden Zahl Frauen teil, die zur Arbeitsniederlegung und Protestmärschen aufgerufen worden waren. Zwischen 13 und 14 Uhr wurde die Arbeit niedergelegt, ab 17 Uhr fanden landesweit Versammlungen und Demonstrationen auf Straßen und Plätzen statt.

Auslöser war der Fall der 16-jährigen Lucía Pérez, die in der Nacht vom 8. auf den 9. Oktober ermordet worden war. Pérez wurde unter Drogen gesetzt und vergewaltigt, innere Blutungen führten zu einem Herzstillstand. An demselben Wochenende fand das 31. Nationale Frauentreffen Argentiniens statt, auf dem 70.000 Personen zusammen kamen und sich gegen jede Form von Gewalt gegen Frauen aussprachen. Gegen eine Demonstration der Frauen im Rahmen des Treffens ging die Polizei mit massiver Gewalt vor.

Laut Nichtregierungsorganisationen für Frauenrechte und Gleichstellung lag die Zahl der Frauenmorde im Jahr 2015 bei 277, das heißt, alle 30 Stunden stirbt in Argentinien eine Frau durch geschlechtsbezogene Gewalt.

In dem Streik-Aufruf hieß es "Ob in deinem Büro, in der Schule, im Gericht, der Redaktion, im Kaufladen, der Fabrik oder wo auch immer du arbeitest – streike für eine Stunde, um das Ende machistischer Gewalt zu fordern – wir wollen uns lebend!" Auch Hausfrauen wurden angesprochen, ihre Arbeit für eine Stunde niederzulegen und Transparente aus Fenstern und von Balkonen zu hängen. Auf einem Plakat ruft die Initiative dazu auf, schwarze Kleidung zu tragen.

Dem Aufruf folgten tausende Frauen. In über 80 Städten legten Frauen ihre Arbeit nieder und gingen um 17 Uhr auf die Straße. Allein in Buenos Aires kamen mehrere tausende Personen in schwarz gekleidet zu der Kundgebung zusammen und forderten ein Ende der Gewalt. Auch bekannte Persönlichkeiten aus Kultur und Politik bekannten sich zur Unterstützung der Forderungen, darunter die Ex-Präsidentin Cristina Fernández und der Friedensnobelpreisträger Adolfo Pérez Esquivel. Im argentinischen Abgeordnetenhaus wurde der Antrag, die laufende Debatte für die Stunde des Streiks zu unterbrechen, mit nur 110 gegen 105 Stimmen abgelehnt.

In mehreren Ländern Lateinamerikas löste die Initiative ebenffalls eine Welle an Protesten aus. In Mexiko, wo laut offiziellen Angaben jeden Tag sieben Frauen ermordet werden, gab es zahlreiche Demonstrationen. In Kolumbien versammelten sich hunderte Frauen zu Kundgebungen in verschiedenen Städten. In Venezuela, Brasilien, Uruguay, Paraguay, Bolivien, Peru, Chile, Honduras, Ecuador, Costa Rica, El Salvador und Guatemala fanden Solidaritätsdemonstrationen statt. Auch Frauenorganisationen in den USA, Italien und Spanien schlossen sich an.

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