Regierung und ELN-Guerilla in Kolumbien beginnen Friedensgespräche

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Kommandanten der Guerillaorganisation ELN in Kolumbien
Kommandanten der Guerillaorganisation ELN in Kolumbien

Caracas. Nach dem Friedensvertrag mit der Farc-Guerilla in Kolumbien haben nun auch die Verhandlungsdelegationen der kleineren Guerillaorganisation ELN (Ejército de Liberación nacional, Nationale Befreiungsarmee) und der Regierung von Präsident Juan Manuel Santos die Gespräche aufgenommen. Ein entsprechender Zeitplan wurde zu Wochenbeginn in der venezolanischen Hauptstadt Caracas vereinbart.

Die Verhandlungen zwischen Regierung und ELN werden demnach ab dem 27. Oktober in Quito stattfinden, der Hauptstadt von Ecuador. Neben Ecuador und Venezuela sollen auch Norwegen, Brasilien, Chile und Kuba als Garantiemächte beteiligt werden. Nach einem entsprechenden Modell hatten in den vergangenen Jahren bereits die Gespräche mit der Farc-Guerilla stattgefunden.

In der Berichterstattung kolumbianischer Medien wurde hervorgehoben, dass sich die ELN verpflichtete, binnen zwei Wochen ihre letzten beiden Gefangenen freizulassen. Die Regierung Santos hatte die Freilassung aller Gefangenen der guevaristischen Guerillaorganisation zur Vorbedingung für Friedensgespräche gemacht. Mehrere Personen, die sich in der Gewalt der linken Rebellen befanden, waren seit Monatsbeginn schon freigelassen worden. Den jüngsten Stellungnahmen aus Caracas zufolge können die Gespräche von den bisher bestehenden unverbindlichen Kontakten zu konkreten Verhandlungen mit einen definierten Zeitrahmen übergehen.

Die ELN hat Schätzungen zufolge gut 2.000 Kämpfer unter Waffen. Mit den erheblich stärkeren Farc hat es in der Vergangenheit strategische und taktische Kooperationen gegeben. Es kam jedoch auch zu bewaffneten Auseinandersetzungen zwischen den Gruppierungen. Ideologisch stehen sich die beiden Rebellenorganisationen nahe, es gibt aber auch Unterschiede: Während die Farc aus der orthodoxen, kommunistischen Linken entstanden sind, orientierte sich die ELN an der Lehre des argentinisch-kubanischen Revolutionärs Ernesto Che Guevara.

Die Verhandlungen zwischen Regierung und Farc kommentierte die ELN wiederholt kritisch. In einem Kommuniqué bekräftigte die Organisation erst im August, dass ein erfolgreicher und dauerhafter Frieden nur dann erreichbar sei, wenn strukturelle Transformationen im Land durchgeführt werden. Allerdings sei hier wenig Bereitschaft seitens der Regierung erkennbar.

Vielmehr würden die Friedensverhandlungen nicht zum Wohle des Volkes, sondern eigens zur Eindämmung der negativen wirtschaftlichen Folgen, die durch den Krieg entstehen, geführt und folgten somit einem "ökonomischen Kalkül". Dies habe sich gezeigt, als die Regierung festlegte, dass das wirtschaftliche und militärische Modell nicht zur Diskussion stehe.

Präsident Santos und die Farc haben entgegen dieser Kritik und Widerständen von regressiven Teilen der Oberschicht im September den Friedensvertrag unterzeichnet. In einem Plebiszit sprach sich wenig später wider Erwarten eine knappe Mehrheit gegen das Vertragswerk aus. Derzeit ist unsicher, wie die Vereinbarungen mit den Farc und ein etwaiges Folgeabkommen mit der ELN umgesetzt werden können.