Aktivisten in Mexiko fordern Aufklärung von Mord an Journalisten

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Die Kampagne "Gerechtigkeit für Rubén - nicht einer mehr" protestiert gegen die Morde an Journalisten in Mexiko
Die Kampagne "Gerechtigkeit für Rubén - nicht einer mehr" protestiert gegen die Morde an Journalisten in Mexiko

Mexiko-Stadt. Menschenrechtsaktivisten in Mexiko haben ein Jahr nach der Ermordung des Fotojournalisten Rubén Espinosa und vier Frauen von den Behörden die Aufklärung des Falles eingefordert. Nach wie vor gibt es wenig Gewissheit über den genauen Tathergang, Täter und Auftraggeber. Am 31. Juli nun richteten Kollegen und Freunde der Opfer sowie Aktivisten eine Gedenkveranstaltung vor dem mehrstöckigen Wohngebäude aus, in dem das Verbrechen geschehen war. In einer Erklärung hielten sie fest: "Ein Jahr nach den Vorfällen verdienen wir es zu wissen, wer Rubén, Nadia, Mile, Alejandra und Yesenia umgebracht hat und warum."

Familienangehörige und Journalistenorganisationen beschuldigen die Staatsanwaltschaft von Mexiko-Stadt, die Aufklärung des Falls vorsätzlich zu blockieren. Es gebe zahlreiche Unregelmäßigkeiten und wichtige Beweise würden den Angehörigen und Organisationen nicht zur Verfügung gestellt, heißt es von dieser Seite. Die Rede ist außerdem von einer möglichen Manipulation von Beweisen. In Mexiko ist es nicht unüblich, dass zivilgesellschaftliche Organisationen Einblick in die Ermittlungen fordern: Das Misstrauen in die Justizbehörden ist groß.

Der Mehrfachmord vom 31. Juli  2015 hatte nicht nur in Mexiko für einen Aufschrei gesorgt. Nadia Vera, Yesenia Quiróz, Olivia Alejandra Negrete, Mile Virginia und Rubén Espinosa fanden damals in dem ruhigen Viertel Narvarte der Hauptstadt den Tod. Vier der Leichen wiesen Folterspuren auf. Rubén Espinosa war als Fotoreporter in dem Bundesstaat Veracruz tätig, aus dessen Hauptstadt Xalapa er wenige Wochen zuvor fliehen musste. Er hatte Morddrohungen bekommen, für die er die Regierung von Gouverneur Javier Duarte (2010-2016) verantwortlich machte. Auch Nadia Vera lebte in Xalapa. Sie war politisch aktiv und auch sie machte mehr als ein halbes Jahr vor ihrer Ermordung in einer Sendung Duarte verantwortlich, falls ihr etwas zustoße.

Für Entsetzen sorgte der Fünffachmord vor allem, weil Mexiko-Stadt bis dahin als sicherer Zufluchtsort für verfolgte Journalisten aus den Bundesstaaten galt. "Den Zufluchtsort, der Mexiko-Stadt einmal war, gibt es nicht mehr", sagte wenige Wochen danach die mexikanische Journalistin Marta Durán de Huerta, die vor zwei Jahren ebenfalls eine Morddrohung erhielt.

Kurz vor seiner Ermordung hatte Espinosa gegenüber Freunden gesagt, dass er "nicht die Nummer 13" sein wolle. Zwölf Journalisten waren zu diesem Zeitpunkt unter der Regierung Duarte bereits ermordet worden. Am Ende war er Nummer 14.

Seit 2010 fanden in Veracruz 17 Journalisten einen gewaltsamen Tod, fünf gelten als verschwunden, Duzende mussten fliehen.

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