Indigene in Mexiko durch Gesundheitssystem benachteiligt

ninos_indigenas_mexico.jpg

Kinder einer indigenen Gemeinschaft in Mexiko. Fehlende medizinische Betreuung ist dort die Regel
Kinder einer indigenen Gemeinschaft in Mexiko. Fehlende medizinische Betreuung ist dort die Regel

Mexiko-Stadt. Aus einem Bericht des mexikanischen Nationalrats zur Evaluierung von Sozialpolitik geht hervor, dass die Wahrscheinlichkeit, aufgrund fehlender medizinischer Betreuung zu sterben, für Indigene insgesamt höher liegt als für alle anderen Bürger des Landes. Mit acht Millionen stellen Menschen mit indigener Muttersprache etwa sechs Prozent der Gesamtbevölkerung dar.

Im Jahr 2012 dokumentierte das mexikanische Gesundheitsministerium 485 Gemeinden, in denen sieben von zehn Bewohnern eine indigene Sprache sprechen. In diesen Regionen gebe es weniger Ärzte, Krankenpfleger, weniger Gesundheitszentren und Ausrüstung zur Vorsorge. Daraus ergibt sich eine strukturelle Unterversorgung, weshalb Menschen in jenen Regionen teilweise sehr leicht zu behandelnden Krankheiten erliegen, so das Ministerium.

Aus der "Studie der OCDE über das Gesundheitssystem in Mexiko 2016" geht hervor, dass es generell ineffizient und der Zugang zu Versorgung ungerecht gegenüber marginalisierten Bevölkerungsgruppen strukturiert ist. Es sind folglich nicht nur Indigene, die mit schlechter Versorgung zu kämpfen haben, dennoch sind sie am meisten davon betroffen.

Grund dafür ist zumeist die Entfernung zu einer Klinik oder einem Krankenhaus. Je weiter entfernt ein Mexikaner oder eine Mexikanerin von einem Gesundheitszentrum lebt, desto größer die Wahrscheinlichkeit, dass keine angemessene Versorgung stattfinden kann. In entlegenen Gebieten kommen knapp 3.500 Einwohner auf ein Zentrum. Der nationale Durchschnitt liegt bei 2.645 Menschen pro Einheit. Die Mitglieder indigener Gemeinden leben häufig weit entfernt von den größeren Städten, wo die Versorgung generell besser organisiert ist. Ein Transport von mehreren Stunden ist dabei nicht ungewöhnlich. Hinzu kommt, dass die Einrichtung auf dem Land meist schlecht ausgestattet sind und häufig nur ein Arzt für eine ganze Region zuständig ist.

Die Entfernung und schlechtere Ausstattung sollen allerdings nicht über weitere Faktoren hinwegtäuschen, da auch Indigene, die in Ballungsgebieten leben, von der Problematik betroffen sind. Alejandro Almaguer, Direktor für traditionelle und interkulturelle Medizin des mexikanischen Gesundheitsministeriums, erklärt, dass den Gesundheitszentren in Mexiko insgesamt lediglich 210 Übersetzter für indigene Sprachen zur Verfügung stehen, um mehr als eine Millionen Indigene zu betreuen, die kein Spanisch sprechen. Dies wird allerdings besonders in ländlichen Gebieten zu einem großen Problem, wo viele Indigene wohnen, aber nur sehr wenige Übersetzter stationiert sind.