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Eklat bei Besuch Erdoğans in Ecuador

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Aktivisten in Quito protestieren gegen den türkischen Präsidenten
Aktivisten in Quito protestieren gegen den türkischen Präsidenten

Quito. Am Rande des Ecuador-Besuchs des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan ist es am Donnerstag in der Hauptstadt Quito zu Protesten gekommen. Dabei wurde mindestens ein Demonstrant von türkischem Sicherheitspersonal verletzt.

An einem Forschungsinstitut demonstrierten Studierende und Aktivisten wegen der Gewalt der türkischen Regierung gegen die Kurden sowie der Unterstützung der Terrormiliz IS. Erdoğan befindet sich seit Montag auf Dienstreise in Südamerika. "Erdoğan raus", "Freiheit für Kurdistan" und "Erdoğan liebt ISIS" war auf Schildern zu lesen, mit den Rufen "Asesino" ("Mörder") störten Demonstranten den Vortrag des türkischen Staatsoberhauptes. Bei einem Handgemenge wurde ein Abgeordneter der Regierungspartei, Diego Vintimilla, von Sicherheitsleuten Erdoğans leicht verletzt. Vintimilla ließ auf Twitter verlauten, er habe einer Mitarbeiterin des Instituts zu Hilfe kommen wollen, die von Erdoğans Sicherheitspersonal angegriffen worden war.

Ecuadors Außenminister, Ricardo Patiño, kritisierte  am Freitag das harsche Vorgehen der türkischen Security im Vorlesungssaal als "absolut ungerechtfertigt". Es seien protestierende Frauen geschlagen und festgehalten worden. Die Beschimpfungen gegen Erdoğan nannte er zwar "kritikwürdig und respektlos", dennoch werde man in einer Protestnote eine Rechtfertigung der türkischen Regierung einfordern. In Ecuador gebe es Meinungsfreiheit, und es wäre an den ecuadorianischen Behörden gewesen, für Ordnung zu sorgen.

Nach Besuchen in Chile und Peru traf der türkische Präsident am Donnerstag mit Ecuadors Präsident Rafael Correa zusammen. Ziel der Reise ist die Vertiefung der diplomatischen und wirtschaftlichen Beziehungen mit den Andenstaaten. Dabei wurden bilaterale Verträge in Bezug auf Wirtschaft und Entwicklung geschlossen.

"Es gibt wichtige türkische Investitionen, die ins Land kommen wollen", sagte Rafael Correa. "Bereits so gut wie abgemacht" sei die Einräumung von Nutzungsrechten des Pazifikhafens Puerto Bolívar an ein türkisches Unternehmen. Auch werden die Fluggesellschaften Tame und Turkish Airlines in Zukunft kooperieren.

Chile, die erste Station des türkischen Machthabers, hat als einziges Land ein Freihandelsabkommen mit der Türkei geschlossen. Auch von Peru und Ecuador erhoffte sich die türkische Regierung den Abbau von Handelsschranken. Die Verhandlungen mit Peru auf diesem Gebiet laufen bereits seit 2013. Mit Ecuador ist nun statt eines Freihandelsabkommens ein Handels- und Entwicklungsvertrag unterzeichnet worden. Correa unterstrich dabei die Wichtigkeit der Türkei für ecuadorianische Exportgüter.

Der Handel der Türkei mit dem lateinamerikanischen Kontinent hat sich in den vergangenen zehn Jahren verachtfacht. Die türkische Regierung strebt eine weitere Verdopplung des Handelsvolumens bis 2023 an.