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Bank in Honduras unter Zwangsverwaltung

US-Justiz klagt gegen Unternehmerfamilie wegen Geldwäsche und Drogengeschäft. Regierung von Honduras schließt Bank. Kunden fordern ihr Geld

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Kunden fordern Auszahlung ihrer Guthaben vor einer Filiale der Banco Continental
Kunden fordern Auszahlung ihrer Guthaben vor einer Filiale der Banco Continental

San Pedro Sula, Honduras. Die US-Justiz klagt gegen Mitglieder der honduranischen Familie Rosenthal wegen Geldwäsche im internationalen Drogengeschäft. Die Bank der Familie, Banco Continental mit Sitz in San Pedro Sula, wurde am Sonntag von der honduranischen Bankenaufsicht (CNBS) geschlossen und Hunderttausende Kunden fordern ihr Geld.

Die einflussreiche Eigentümer-Familie ist in der Liberalen Partei Honduras (PLH) aktiv und gilt als eine mächtige Instanz in der honduranischen Oligarchie. Neben dem Bankgeschäft hat sie Firmen auch in der Landwirtschaft sowie im Bau- und Immobiliensektor und ist Inhaberin der Tageszeitung El Tiempo und des Fernsehsenders Canal 11.

Bereits eine Woche vor der nun veranlassten Schließung der Bank wurde der 46-jährige Ex-Minister, Unternehmer und Präsident des Fussballklubs Deportivo Marathon, Yankel Rosenthal, auf dem Flughafen Miami festgenommenvon und von einem Gericht in Florida unter Anklage gestellt. Ermittlungen werden auch gegen seinen 79-jährigen Onkel Jaime Rosenthal geführt, Ex-Vorsitzender der PLH und mehrfacher Präsidentschaftskandidat, sowie gegen dessen 50-jährigen Sohn Yani Rosenthal, der von 2006 bis 2008 Präsidialminister war. Sie stehen auf der Liste der führenden Drogenhändler der US-Behörden und befinden sich in Honduras. Ihre Guthaben in den USA sind bereits eingefroren. Jaime Rosenthal war 1924 aus Rumänien nach Honduras eingewandert und gründete 1929 die Continental Gruppe, heute wichtigste Unternehmensgruppe im Familienbesitz.

Die honduranische Regierung hat die Schließung der Banco Continental verfügt und das Institut der Zwangsverwaltung durch die nationale Bankenaufsicht unterstellt. Präsident Juan Orlando Hernández versicherte, dass Sparguthaben und Gehälter von Lohnkonten ausgezahlt werden und keine Verluste entstehen würden. 19 weitere Firmen und mehrere Anwesen im Privatbesitz der Familie in Honduras sind Anfang der Woche beschlagnahmt worden.

Aufgrund der Anklage gegen die Familie berichtet der Nachrichtensender BBC bereits vom "Fall des Clans Rosenthal". Alle Familienmitglieder weisen die Beschuldigungen indes zurück. Am Mittwoch veröffentlichte die honduranische Tageszeitung El Heraldo auf ihrer Internetseite einen offenen Brief von Yani Rosenthal an die Mitarbeiter der Familienunternehmen und die öffentliche Meinung, in dem er schreibt: "Wir sind hier in unserem Land, in unserer Stadt geblieben und nicht geflohen, aus dem einfachen Grund, dass wir unschuldig sind."

Die "Offene Bewegung für Würde und Gerechtigkeit" (MADJ) übt Kritik an der Vorgehensweise der Regierung und bezeichnet sie als "unterwürfig" gegenüber den USA. Weiterhin bezeichnen sie in der Stellungnahme die Mitglieder der CNBS als Komplizen der bisher straflosen Korruption und Geldwäsche. Zudem befürchtet sie, die Inhaber kleiner Guthaben würden nun für das unmoralische Bankwesen aufkommen.

Honduras gilt als eines der Transitländer des internationalen Drogenschmuggels zwischen Süd- und Nordamerika. Die Region bekommt die Konsequenzen des organisierten Verbrechens zu spüren, unter anderem hat Honduras eine der höchsten Mordraten der Welt und ist stark von der mit Drogenhandel in Verbindung stehenden Korruption betroffen.