Bauern, Indigene und Afrokolumbianer besetzen Ministerium in Kolumbien

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Besetzer vor dem Sitz des Ministeriums in der Hauptstadt Bogotá
Besetzer vor dem Sitz des Ministeriums in der Hauptstadt Bogotá

Bogotá. In der kolumbianischen Hauptstadt Bogotá haben hunderte Menschen das Landwirtschaftsministerium vorübergehend besetzt, um die Regierung von Präsident Juan Manuel Santos zur Umsetzung von Reformen zu bewegen. Sie führten an, dass die Regierung ihre Zusagen aus den Verhandlungen mit dem Agrargipfel, einem Interessenverband von Bauern, Indigenen und Afrokolumbianern, nicht eingehalten habe. Die Proteste waren seit Wochen angekündigt. Die Besetzung lief laut Beobachtern friedlich ab. Am Mittwochabend verließen die letzten rund 100 Personen nach einem Tag das Gebäude. Die Protestaktionen im Land dauern jedoch an.

Die Besetzer hielten bereits am Dienstagabend eine Pressekonferenz ab, in der sie zunächst erklärten, das Ministerium so lange besetzt zu halten, bis die Regierung ihren Verpflichtungen nachkomme. Zudem wurde die sofortige Freilassung politischer Gefangener gefordert, vor allem der während der Streiks 2013 und 2014 inhaftierten. Rund 500 Aktivisten blockierten die Zugänge des Gebäudes, sowie Telefone und Computer.

Im Laufe dieser Woche werden weitere 5.000 Menschen in Bogotá erwartet, zugleich soll es erneut zu politischen Aktionen kommen. Diese finden im Rahmen einer vom Agrargipfel angekündigten Protestwoche statt. Auch in anderen Landesteilen kam es bereits zu Demonstrationen und Aktionen.

Der Agrargipfel ist ein Zusammenschluss linksgerichteten Verbände und Basisgruppen von Kleinbauern, Indigenen und Afro-Kolumbianern sowie sozialer Bewegungen, der mit der Regierung bereits seit 2014 über eine Agrarreform und Perspektiven für die Landbevölkerung verhandelt. Unter anderem werden autonome Bauernzonen, Schutzgebiete für ländliche Entwicklung, ökonomische Alternativen und der Ausstieg aus dem Bergbau mit multinationalen Konzernen gefordert. Der Verband wies wiederholt auf die Verletzung von Menschenrechten und die prekäre Situation von sozialen Bewegungen hin. Der Agrargipfel fordert neben den Friedensverhandlungen mit der Guerilla auch Verhandlungen mit sozialen Bewegungen und der Zivilbevölkerung. Der Konflikt in Kolumbien habe vor allem soziale Gründe, heißt es von dieser Seite.