Bolivien sucht Kooperation mit Deutschland im Transportwesen

Bei seinem Staatsbesuch im November will Präsident Morales eine mögliche bolivianisch-deutsche Zusammenarbeit bei einem großen Zugprojekt prüfen

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Die Zugstrecke soll brasilianische Häfen mit dem Süden Perus verbinden und dabei durch Bolivien verlaufen
Die Zugstrecke soll brasilianische Häfen mit dem Süden Perus verbinden und dabei durch Bolivien verlaufen

La Paz. Boliviens Präsident Evo Morales möchte seinen Staatsbesuch in Deutschland nutzen, um über mögliche Wirtschaftskooperationen in den Bereichen erneuerbare Energien und neue Transportsysteme zu sprechen. Morales wird am 4. und 5. November dieses Jahres zu einem offiziellen Besuch in Berlin und Hamburg erwartet. Er will sich unter anderem mit Bundeskanzlerin Angela Merkel, Bundespräsident Joachim Gauck und Vertreterinnen und Vertretern aus Wirtschaft und Politik treffen. Ein zentrales Gesprächsthema wird dabei der geplante Ausbau des Verkehrskorridors zwischen Atlantik und Pazifik, der sogenannte "Bioceánico", sein.

Boliviens Botschafterin in Deutschland, Elizabeth Salguero, sagte der bolivianischen Tageszeitung "La Razón", die Regierung des südamerikanischen Landes wolle sich von Deutschland im Bereich erneuerbare Energien und beim Bau einer neuen Bahnlinie beraten lassen. Dabei werde es auch um mögliche deutsche Investitionen in diesen Bereichen in Bolivien und eine Öffnung des deutschen Marktes für bolivianische Produkte zu fairen Preisen gehen, so Salguero weiter.

Die bolivianische Delegation will in Deutschland Pläne für eine Zugstrecke vorstellen, die brasilianische Häfen mit dem Süden Perus verbinden und dabei durch Bolivien verlaufen soll. Das Projekt soll in Berlin dem Ministerium für Verkehr und Digitale Infrastruktur (BMVI) präsentiert und mit den Verantwortlichen diskutiert werden. Morales erhofft sich durch das Projekt nicht nur Vorteile für sein Land, sondern auch für die Nachbarstaaten Brasilien, Paraguay, Uruguay, Argentinien und Peru. Bereits beim vergangenen EU-Celac-Gipfel im Juni in Brüssel sei die Möglichkeit engerer Kooperationen mit europäischen Staaten diskutiert worden, so Morales in einem Interview vergangene Woche. Auch hat es bereits Gespräche mit interessierten deutschen und schweizerischen Diplomaten und Unternehmen gegeben. Technische Untersuchungen für einen Ausbau des Schienennetzes zwischen den Großstädten Santa Cruz de la Sierra und Cochabamba sind ebenso geplant.

Im Gegensatz zu dem bolivianischen Vorhaben würde eine von China geplante Bahnstrecke von Brasilien nach Peru nicht durch Bolivien, sondern durch das brasilianische Amazonasbecken verlaufen. Chinas Premierminister Li Keqiang hatte sich bereits Ende Mai mit seinem peruanischen Amtskollegen, Ollanta Humala, getroffen und auch Brasilien besucht, um erste Studien zur Konstruktion der Bahnstrecke abzustimmen. Ziel ist die Verbesserung der Handelsströme zwischen Südamerika und Asien und eine Umgehung des Panama-Kanals, wobei noch keine definitiven Entscheidungen über den genauen Streckenverlauf der Bahnlinie vorliegen.

In diesem Zusammenhang waren auch Gespräche zwischen Morales und Humala bei Regierungskonsultationen Ende vergangener Woche in Puno geplant. Das bolivianische Projekt würde die südlichen Häfen Perus bevorzugen, sei kürzer, kostengünstiger und würde der Umwelt weniger schaden als das chinesische, so Morales in einer Stellungnahme im Vorhinein. Außerdem würde es die Integration und Produktivität des Kontinents seiner Ansicht nach besser voranbringen.