Welle der Repression gegen die Opposition in Honduras

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Der Sitz der internationalen Landrechteorganisation Vía Campesina in Tegucigalpa wurde zum vierten Mal seit 2008 bewaffnet angegriffen
Der Sitz der internationalen Landrechteorganisation Vía Campesina in Tegucigalpa wurde zum vierten Mal seit 2008 bewaffnet angegriffen

Tegucigalpa. Nach Informationen von Menschenrechtsorganisationen hat die erste parlamentarische Niederlage des honduranischen Präsidenten Juan Orlando Hernández eine Welle der Repression gegen oppositionelle Gruppen ausgelöst. Das Parlament lehnte am 24. Januar einen von der Nationalen Partei eingebrachten Gesetzentwurf mit 67 zu 61 Stimmen ab. Das Gesetz sah vor, die 2013 gegründete Militärpolizei (PMOP) in der Verfassung zu verankern sowie weitreichende Sonderrechte und die direkte Befehlsgewalt des Präsidenten über die PMOP einzurichten.

Einen Tag nach der Abstimmung gaben Unbekannte mindestens 15 Schüsse auf den Sitz der internationalen Landrechtsorganisation Vía Campesina in Tegucigalpa ab. Es war der vierte bewaffnete Angriff auf den Sitz der Organisation seit 2009.

Am 26. Januar wurden 40 Mitglieder der Organisation der afrokaribischen Garifuna-Bevölkerung Ofraneh (Organización Fraternal Negra Hondureña) in Nueva Armenia beschossen, eine Frau wurde am Kopf und am Arm verletzt. Ein Bus mit Aktivisten der Partei Libertad y Refundación (Libre) und der Frente Nacional de Resistencia Popular (FNRP) wurde am 27. Januar von Unbekannten beschossen.

Seit dem vergangenen Freitag wurde der 19-jährige Christian Alberto Martínez Pérez, Aktivist der Bauernbewegung Gregorio Chávez (MCGC), mehrere Tage lang vermisst. Sein Fahrrad wurde am Eingang der Finca Paso Aguán in La Panama (Bajo Aguán) gefunden. Sie gehört dem Unternehmen Corporacíon Dinant, Teil der honduranischen Unternehmensgruppe Facussé, der immer wieder schwere Menschenrechtsverletzungen vorgeworfen werden. Auch in La Panama sind bereits mehrfach Mitglieder der Bauernbewegungen "verschwunden" und vermutlich ermordet worden, so dass die Familie von Pérez "mit dem Schlimmsten rechnete." Am Sonntag wurde er lebend in einem Orangenfeld in der Nähe der Finca gefunden, nachdem ihn ein Sondereinsatzkommando für Todesfälle des Justizministeriums und 120 Bewohner der umliegenden Gemeinden systematisch gesucht hatten. Nach Angaben der Menschenrechtsorganisation Observatorio Permanente de Derechos Humanos del Aguán war Martínez Pérez schwer verletzt und desorientiert. Der Jugendliche berichtete, er sei von Unbekannten entführt, geschlagen und nach der Führung seiner Organisation gefragt worden.

Bertha Oliva, Koordinatorin des Komitees der Angehörigen von verschwundenen Verhafteten in Honduras (Cofadeh), sagte, sie sei sicher, dass diese Anschläge Teil einer klar definierten Strategie seien, um "Schrecken in der Bevölkerung und unter denjenigen sozialen Bewegungen zu verbreiten, die sich dem Putsch entgegengestellt haben und heute die Politik von Hernández ablehnen".