Mexiko / Menschenrechte

Familien der 43 Verschwundenen kritisieren Mexikos Präsidenten

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Präsident Peña Nieto beim Treffen mit Angehörigen der verschwundenen Studenten am Mittwoch
Präsident Peña Nieto beim Treffen mit Angehörigen der verschwundenen Studenten am Mittwoch

Mexiko-Stadt. Familienangehörige der 43 verschwundenen Studenten aus Iguala im Bundesstaat Guerrero haben nach einer Zusammenkunft mit dem mexikanischen Präsidenten Enrique Peña Nieto ihre Kritik am Vorgehen der staatlichen Behörden bekräftigt. Eine Gruppe von 150 Personen, bestehend aus Angehörigen der Studenten, Anwälten und Vertretern von Menschenrechtsorganisationen war am Mittwoch zu einem fünfstündigen Gespräch mit Peña Nieto im Präsidentenpalast Los Pinos. Bei einer anschließenden Pressekonferenz sagte ein Sprecher der Familien, Felipe de la Cruz, es gebe nach wie vor Meinungsverschiedenheiten über das Vorgehen "zur Sicherstellung von Gerechtigkeit im Fall Iguala." Dort wurden am 26. September bei Angriffen von Polizeieinheiten auf demonstrierende Studenten der Pädagogischen Hochschule von Ayotzinapa sechs Menschen getötet und zwanzig verletzt. 43 Studenten wurden festgenommen und sind seitdem spurlos verschwunden.

Die Angehörigen warfen dem Präsidenten vor, dass das Treffen über einen Monat nach dem Polizeiangriff und erst nach einer massiven sozialen Mobilisierung zustande kam. Die staatlichen Behörden seien bislang weder in der Lage gewesen, die Vorfälle aufzuklären, noch die Verschwundenen zu finden. Außerdem konzentriere die Staatsanwaltschaft sich auf die Suche nach Geheimgräbern, statt darauf, die Studenten lebend zu finden. Peña Nieto solle dafür sorgen, dass die Richtung der Ermittlungen geändert werde, so die Familien. Derzeit werde versucht, die Opfer zu kriminalisieren und "das Verbrechen gegen die Menschlichkeit, das in Iguala stattgefunden hat, auf eine gewaltsame Auseinandersetzung zwischen Verbrechern zu reduzieren." Es sei für die Angehörigen auch kein Trost, dass Guerreros Gouverneur Ángel Aguirre Rivero zurückgetreten sei, noch dass Haftbefehl gegen den Bürgermeister von Iguala, José Luis Abarca, erlassen wurde. Sie wollten ihre Kinder lebend zurück und die Bestrafung aller für die Geschehnisse Verantwortlichen in den staatlichen Behörden.

Nach dem Treffen hatte der mexikanische Präsident in einem auf allen Kanälen übertragenen Fernsehenauftritt zugesagt, den Vorfällen vom 26. September "auf den Grund zu gehen" und zehn Forderungen zu erfüllen, die bei dem Treffen von Angehörigen und Menschenrechtsgruppen vogebracht wurden. Er versprach die Verstärkung der Suche nach den Verschwundenen sowie die Unterstützung der Familien der Getöteten und Verletzten. Eine bilaterale Kommission für eine exakte und angemessene Information der Vertreter der Opfer über die Ermittlungen werde gebildet. Außerdem sollen die Schulen in den ländlichen Gebieten mehr staatliche Hilfen bekommen.

Am heutigen Freitag um 5 Uhr beginnt vor der mexikanischen Botschaft in Berlin unter dem Motto: "Uns fehlen 43" eine 43-stündige Mahnwache in Solidarität mit den Verschwunden und ihren Angehörigen.