Kolumbiens Indigene: Setzen Proteste fort, bis Santos uns empfängt

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"Angesichts der Nicht-Anerkennung der Grundrechte der indigenen Völker durch die kolumbianische Regierung – indigene und Volks-Minga für das Leben, das Territorium, die Autonomie und die Souveränität"
"Angesichts der Nicht-Anerkennung der Grundrechte der indigenen Völker durch die kolumbianische Regierung – indigene und Volks-Minga für das Leben, das Territorium, die Autonomie und die Souveränität"

Cauca, Kolumbien. Nach Gesprächen zwischen Vertretern der indigenen Gemeinden und Kolumbiens Innenminister Aurelio Iragorri sind in der Nacht zum vergangenen Sonntag die Blockaden des Schnellstraßensystems Panamericana aufgehoben worden. Die Route war vier Tage lang an vier Punkten des Landes von mehreren tausend Indigenen mit Barrikaden gesperrt gewesen. Sie demonstrierten damit für bessere Lebensbedingungen und politische Beteiligung.

Die Beendigung weiterer Blockaden von Verbindungsstraßen wird erwartet. Die Demonstranten kündigten jedoch an, ihre Protestaktionen so lange weiterzuführen, bis Präsident Juan Manuel Santos ihre Vertreter empfängt und sich verpflichtet, ihre zentralen Forderungen zu erfüllen.

Luis Fernando Arias, Sprecher der nationalen Indigenenorganisation ONIC, sagte, nach den Gesprächen mit Iragorri würden nun Fortschritte erwartet. Es gehe um den Schutz der indigenenTerritorien, um die politische und administrative Autonomie in Bereichen wie Bildung, Gesundheit und Ressourcen. Einigung müsse auch hinsichtlich der Entwicklung des Bergbaus erzielt werden. Darüber hinaus gehe es um die Überprüfung der Wirtschafts- und Agrarpolitik sowie die Lösung von Fragen im Zusammenhang mit Frieden, Menschenrechten und dem bewaffneten Konflikt.

Kolumbiens Innenminister Aurelio Iragorri hält sich seit Samstag im Bezirk La Maria in Piendamó auf, wo die meisten Demonstranten versammelt sind, um Gespräche mit Vertretern der Indigenen zu führen. Seit einigen Tagen zirkuliert ein Pamphlet im Norden von Cauca, das höchstwahrscheinlich von der paramilitärischen Organisation "Los Rastrojos" verfasst wurde. Darin werden indigene Anführer der Proteste namentlich mit dem Tod bedroht, unter anderen Aida Quilcue, Feliciano Valencia, Gilberto Yajue, Luis Acosta, Luis Fernando Arias, Vicente Otero und Henry Caballero. Dazu erklärte Iragorri gegenüber der Presse, die Regierung verurteile dies entschieden.

Am vergangenen Samstag waren mindestens 30 Menschen verletzt worden, als Polizisten der Aufstandsbekämpfungseinheit ESMAD und Soldaten versuchten, Blockaden von Verbindungsstraßen in den Verwaltungsbezirken Cauca und Risaralda gewaltsam zu räumen. Dies berichtete der Korrespondent des lateinamerikanischen Nachrichtensenders Telesur in Kolumbien, Milton Henao. Die Repression durch die ESMAD habe seit dem Beginn der Proteste insgesamt 100 Verletzte hinterlassen, so die ONIC. Indigene Gruppen kritisierten nach den Zusammenstößen den wahllosen Einsatz von Schusswaffen und Reizgasen durch die Einsatzkräfte.

Indigene Gemeinden halten seit dem 14. Oktober eine "Nationale Minga" aufrecht, eine kollektive Protestaktion, um bessere Lebensbedingungen und politische Beteiligung zu erzwingen. Bis zu 100.000 Indigene aus 102 Volksgruppen beteiligen sich in zehn Verwaltungsbezirken des Landes an Kundgebungen und Demonstrationen.