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NATO nähert sich Kolumbien

Kooperationsvertrag zwischen Kolumbien und NATO abgeschlossen. Beginn direkter Kooperation

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NATO Kolumbien
Kolumbiens Verteidigungsminister Juan Carlos Pinzon Bueno (links) und NATO-Vize-Generalsekretär Alexander Vershbow (rechts).

Brüssel/Bogotá. Kolumbien und die Organisation des Nordatlantikvertrags (NATO) haben vergangene Woche in Brüssel einen Kooperationsvertrag abgeschlossen. "Als eine Allianz von Demokratien fühlen wir uns geehrt, wenn Länder mit ähnlichen Werten die Hand nach uns ausstrecken", sagte NATO-Vize-Generalsekretär Alexander Vershbow bei seinem Treffen mit Kolumbiens Verteidigungsminister Juan Carlos Pinzon Bueno letzten Dienstag. "Kolumbiens Expertise bei der Verbesserung der Integrität seiner Streitkräfte ist genau die Art von Beitrag, die den Mehrwert der Zusammenarbeit belegen", so Vershbow, der unter anderem US-Botschafter in Russland und Südkorea war. Inhalt des Abkommens ist laut Medienberichten der Beginn einer direkten Zusammenarbeit und der Austausch von Informationen mit Geheimhaltungsstufe.

Kolumbiens Verteidigungsminister Pinzón versuchte am selben Tag erste Irritationen südamerikanischer Regierungen wie Brasilien, Bolivien und Venezuela zu verstreuen. "Kolumbien ist weder Mitglied noch will Mitglied des Bündnisses werden", sagte der Minister auf einer Pressekonferenz und versprach die "Modernisierung der kolumbianischen Streitkräfte". Auch die NATO ließ verlautbaren, dass Kolumbien "kein Mitgliedsstatus erteilt wird". Das Abkommen sei "ein erster Schritt in Richtung künftiger Zusammenarbeit", wie sie zwischen dem 1949 gegründeten Militärbündnis und Staaten wie Australien, Neuseeland und Japan besteht.

Matthias Dembinsky vom Peace Research Institut in Frankfurt (PRIF) nannte die Annäherung zwischen NATO und Kolumbien eine Chance, damit sich "die Selbstwahrnehmung einer Armee als Teil der Gesellschaft und Unterstützung für die Regierung eines demokratischen Staates" ändert. Keinesfalls würde die Kooperation bedeuten, dass sich "Kolumbien in ein Einfallstor der NATO in Lateinamerika verwandelt", so der deutsche Sicherheitsexperte. Von ähnlichen Kooperationsverträgen, etwa mit ehemaligen Mitgliedsstaaten des Warschauer Paktes wisse man, dass eine Zusammenarbeit "nicht mehr bedeutet als gemeinsame Übungen, Informationsaustausch und auch die Möglichkeit der Teilnahme an NATO-Operationen wie etwa in Afghanistan", so Dembinsky.

Argentinien hat seit 1998 den Status eines "wichtigen Nicht-NATO-Verbündeten" (MNNA) der USA. Zwar ist dieser von der US-Regierung vergebene Status nicht zu vergleichen mit einer NATO-Mitgliedschaft. Doch können die insgesamt 15 MNNA, darunter Länder wie Israel, Australien und Süd-Korea, auf militärisch relevante Vorteile zählen, wie gemeinsame Forschung, Verleih von Rüstungsgütern, Waffen- und Weltraumtechnikkauf, US-Rüstungskredite, Militärausbildung und die Teilnahme an Ausschreibungen des US-Verteidigungsministeriums.