Uruguay / Menschenrechte

Schweigemarsch für die Opfer der Diktatur in Uruguay

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Schweigemarsch in Montevideo: "In meinem Land gibt es keine Gerechtigkeit. Wer sind die Verantwortlichen?"
Schweigemarsch in Montevideo: "In meinem Land gibt es keine Gerechtigkeit. Wer sind die Verantwortlichen?"

Montevideo. Am vergangenen Montag hat der 18. Schweigemarsch in Gedenken an die Gefangenen und Verschwundenen während der Diktatur in Uruguay stattgefunden.

Unter dem Leitspruch "In meinem Land gibt es keine Gerechtigkeit. Wer sind die Verantwortlichen?" demonstrierten tausende Menschen, angeführt von Familienangehörigen der Opfer, für eine Aufklärung der Verbrechen während der Diktatur. Seit 18 Jahren marschieren die Demonstranten vom "Platz der Verschwundenen Amerikas" bis ins Zentrum Montevideos. Sie tragen Schilder mit den Abbildern der Verschwundenen und verlangen von Justiz und Politik bei der Aufklärung der Verbrechen mehr Verantwortung zu übernehmen.

Die Diktatur folgte einem Putsch am 27. Juni 1973. Eine zivil-militärische Regierung herrschte bis zu ihrer Ablösung am 28. Februar 1985 ohne Wahlen und ohne Verfassung. Sie verbat politische Parteien und Gewerkschaften, beschnitt die Pressefreiheit und ließ politische Gegner verfolgen und in Gefängnissen foltern und ermorden.

Der Marsch fand am 37. Todestag des ehemaligen Senators Zelmar Michelini, des Abgeordneten Héctor Gutiérrez Ruíz sowie der Aktivisten Rosario del Carmen Barredo und William Whitelaw statt. Sie wurden im Zuge der Operation Condor nach Buenos Aires verschleppt, wo sie am 20. Mai ermordet und mit Folterspuren in einem Auto aufgefunden wurden.

Der Protest richtete sich auch gegen die kürzlich gefällten Beschlüsse des Obersten Gerichtshof. Dieser hat ein Gesetz, welches die Strafverfolgung wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit während der Diktatur ermöglicht, für verfasungswidrig erklärt und damit indirekt den Verbrechern der Diktatur weiterhin Immunität gewährt.

Óscar Urtazúm, Sprecher des Komittee der Familien der Gefangenen und Verschwundenen, erklärte, dass sowohl die Justiz als auch die Politik für das Fehlen von gerechter Aufklärung über die Diktaturzeit verantwortlich sind und dass die Demonstration auch die Rolle der politischen Parteien bei der Suche nach Gerechtigkeit in Frage stellt.