Guatemala: Ex-Guerillero wird wegen Kriegsverbrechen angeklagt

guatemala.jpg

Solano Barillas
Solano Barillas

Guatemala-Stadt. Fermín Solano Barillas, ein ehemaliges Mitglied der aufgelösten guatemaltekischen Guerilla, ist am 2. Mai festgenommen worden. Der frühere Rebellenkämpfer steht unter Verdacht, an dem Massaker von El Aguacate beteiligt gewesen zu sein, bei dem am 24.  November 1988 in El Aguacate 22 Personen umgebracht wurden.

Solano Barillas, damals unter dem Pseudonym "David" bekannt, leitete eine Gruppe von zehn Personen der "Organisation des bewaffneten Volkes" (ORPA) und unterstand Pedro Palma Lau, alias "Comandante Pancho", der später die Seite wechselte und Kongressabgeordneter für die Frente Republicano Guatemalteco (FRG) wurde. Dies ist die Partei des aktuell wegen Völkermordes vor Gericht stehenden Ex-Generals und Machthabers Efraín Ríos Montt. "David" arbeitete bis zu seiner Verhaftung als Lehrer in einer Schule in der Hauptstadt und wurde am Arbeitsplatz verhaftet. Er ist der erste ehemalige Guerillero, der wegen Kriegsverbrechen festgesetzt wurde. Die Untersuchungen beruhen auf acht Anzeigen von Familienangehörigen von Opfern, von Militärs oder früheren Staatsfunktionären.

Die ehemaligen Kommandanten der ORPA haben gegenüber der UNO-Wahrheitskommission ihre Verantwortung im Fall des Massakers von El Aguacate im Verwaltungsbezirk Chimaltenango anerkannt. Solano Barillas wird nun des mehrfachen Mordes und der Kriegsverbrechen angeklagt.

Seit Ende 2011 untersucht eine Spezialabteilung der Staatsanwaltschaft mehr als 200 Fälle von Ex-Guerilleros, Männer und Frauen, bezüglich ihrer Verantwortung für Kriegsverbrechen, die im Laufe des bewaffneten Konflikts begangen wurden. Im April dieses Jahres erklärte die Staatsanwältin Claudia Paz y Paz in einem Interview gegenüber der spanischen Nachrichtenagentur Efe, dass die Fälle "sehr komplex" seien und auf einer dürftigen Beweislage beruhten. Trotzdem, sagte sie, müssten sie alle Vorkommnisse untersuchen, unabhängig davon, ob ein Militär oder ein Guerillero darin involviert sei.

Die UNO-Wahrheitskommission spricht in ihrem Bericht von mehr als 200.000 Ermordeten und 45.000 Verschwundenen. Die Guerilla wird für drei Prozent dieser Taten verantwortlich gemacht.