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Kuba berät Venezuela wegen Energiekrise

Minister und Vizepräsident Ramiro Valdés in Caracas eingetroffen. Kubaner nimmt an Expertenkommission teil. Opposition läuft Sturm

Caracas. Kubas Vizepräsident Ramiro Valdés ist am Mittwoch in der venezolanischen Hauptstadt Caracas angekommen, um die Regierung des südamerikanischen Landes bei der Neuordnung des Energiesystems zu beraten. Der 78-jährige Politiker und Minister für Informatik und Telekommunikation soll in Venezuela einer technischen Expertenkommission angehören, die Pläne zur Überwindung der aktuellen Energiekrise finden soll.

In Venezuela ist es in den vergangenen Monaten verstärkt zu Versorgungsengpässen gekommen. Als Grund führen die Behörden eine ungewöhnlich lange Trockenperiode an, die auf das Klimaphänomen El Niño zurückgeführt wird. Für das südamerikanische Land ist dies trotz der Erdölreserven ein erhebliches Problem: Rund drei Viertel der Elektrizität in Venezuela wird von drei Wasserkraftwerken am Guri-Stausee produziert, der seit Monaten Rekordtiefstände verzeichnet.

Nach anhaltenden Debatten über Rationalisierungspläne verkündete Präsident Hugo Chávez deswegen am Mittwoch die Zusammenarbeit mit dem kubanischen Politiker Ramíres. "Die Kubaner hatten in vergangenen Zeiten schwere Probleme mit der Elektrizitätsversorgung", sagte der Staatschef laut lateinamerikanischen Presseberichten. Deswegen sei "einer der Helden der Kubanischen Revolution" mit an die Spitze der Expertenkommission berufen worden.

Kurz bevor die Expertenkommission ihre Arbeit aufnahm hatte Chávez am Wochenende angekündigt, umgerechnet eine Milliarde US-Dollar in die Elektrizitäts-Infrastruktur zu investieren. Nach einem Bericht der englischsprachigen Internetseite venezuelanalysis.com sollen mit diesen Mitteln 59 Projekte zur Herstellung und Verbreitung von Strom und weitere 50 Wartungsvorhaben bestehender Werke finanziert werden.

Die venezolanische Opposition läuft vor allem gegen die Mitarbeit von Valdés Sturm. Die mehrheitlich rechtsgerichtete Privatpresse wartete mit zahlreichen Vorwürfen auf. Dem 78-jährigen werde "Mordgier" nachgesagt, hieß es unter anderem in der Tageszeitung El Universal, die auf Valdés Rolle im Kampf gegen den Diktator Fulgencio Batista verwies. Flankiert wurden die Angriffe von dem antikubanischen Aktivisten Alberto Montaner, einem ehemaligen CIA-Mitarbeiter, der nach dem Sturz der Batista-Diktatur bewaffnet gegen die neue Regierung Kubas kämpfte.


Bildquelle: radioenciclopedia.cu