International

Gegennetzwerk für Venezuela

Europäische Linksparteien wollen Solidaritätsarbeit verstärken. Internationale Konferenz in Brüssel geplant

Berlin. Linke Parteien aus mehreren Ländern der EU wollen ihre Zusammenarbeit mit Venezuela verstärken. Das ist das Ergebnis eines Arbeitstreffens, zu dem am Samstag in Berlin Vertreter aus Deutschland, Frankreich. Großbritannien, Irland, Belgien, Spanien, Italien, Portugal, Griechenland und Venezuela zusammengekommen sind. Eingeladen zu diesem zweiten Meeting hatte das "Europäische Komitee zur Unterstützung der Demokratie und des sozialen Fortschritts in Venezuela" mit Sitz in London. Die rund 40 Teilnehmer beschlossen, im Herbst eine internationale Venezuela-Konferenz in Brüssel auszurichten - wenige Wochen vor den Regionalwahlen in dem südamerikanischen Land.

"Ein Problem, das in fast allen EU-Staaten besteht, ist die Desinformation über Venezuela", beklagte Gordon Hutchison von Londoner Venezuela-Informationszentrum, das im Mai 2005 auf Initiative von britischen Gewerkschaften und Abgeordneten der Labour-Partei gegründet wurde. Als Beispiel führte Hutchison die Berichterstattung über gewerkschaftliche Rechte in Venezuela an. Immer wieder hätten europäische Medien in den vergangenen Jahren über eine vermeintliche Repression gegen Gewerkschaften in Venezuela berichtet. Als Ende vergangener Woche die Internationale Arbeitsorganisation Venezuela aber offiziell bescheinigte, gewerkschaftliche Rechte zu wahren, herrschte Schweigen im EU-Blätterwald. Nicht nur für den britischen Aktivisten Hutchison steht dahinter ein politisches Kalkül. "Einige große Medienkonzerne versuchen unverhohlen, Venezuela als Schurkenstaat zu präsentieren", urteilte Francisco Domínguez vom Lateinamerika-Zentrum der Middlesex-Universität in London.

Venezuelas Botschafterin in Deutschland, Blancanieve Portocarrero, begrüßte die Vernetzung von europäischen Linksparteien und Gewerkschaften. Und auch Wolfgang Gehrcke von der Linksfraktion im Bundestag äußerte sich positiv: "Wir sind bereit, mit Euch zusammenzuarbeiten", sagte Gehrcke, der dem Bundesvorstand der Partei Die Linke angehört.

Im Herbst soll in Brüssel eine internationale Konferenz zu Venezuela ausgerichtet werden. "Für uns ist diese Arbeit wichtig, weil wir in Europa viel von dem Prozess in Venezuela lernen können", sagte Christophe Ventura von der globalisierungskritischen Organisation Mémoire des Luttes aus Paris. Beispiele seien die Stärkung des Primats der Politik über das des Marktes, so Ventura. Spannend sei aber auch die regionale Integration in Lateinamerika: "Aus einer solchen Politik in Europa könnten Alternativen zum imperialistischen und neoliberalen Projekt der EU entstehen."


Den Originaltext der Tageszeitung junge Welt finden Sie hier.