Studierende in Chile verhandeln trotz Polizeigewalt

Neue Gespräche sollen mit Bildungsminister Felipe Bulnes geführt werden. Kind bei Übergriffen der Polizei in Santiago verletzt

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"Die Bildung für das Volk wiedererlangen" - Proteste in Chile
"Die Bildung für das Volk wiedererlangen" - Proteste in Chile

Santiago de Chile. Fünf Monate nach Beginn der Bildungsproteste in Chile wollen die Studierenden erneut Gespräche mit der Regierung des konservativen Staatschefs Sebastián Piñera aufnehmen. Die landesweiten Demonstrationen richten sich gegen hohe Bildungsausgaben. Studierende und Dozenten fordern stattdessen eine kostenlose und qualitative Hochschulbildung. Nach Angaben der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) gehört das Bildungssystem in Chile zu den sozial ungerechtesten in ganz Lateinamerika: Der Staat kommt demnach nur für 15 Prozent der Bildungskosten auf, 85 Prozent werden privat getragen.

Inmitten der Proteste gab der Dachverband der Studierendenorganisationen, Confech, nun bekannt, die Gespräche mit Bildungsminister Felipe Bulnes wieder aufzunehmen. Zugleich wollen die jugendlichen Demonstranten an den Protesten festhalten, um den Druck auf die Regierung aufrecht zu erhalten. In der Confech sind derzeit 36 Studierendenverbände zusammengeschlossen. Die Proteste werden auch von Oberstufenschülern mitgetragen.

Gegenstand der Verhandlungen mit der Regierung ist ein neues Angebot von Bildungsminister Bulnes. Demnach räumt die Regierung den Hochschulen Freiheiten bei der die Beendigung des aktuellen Semesters ein, damit dem protestierenden Studierenden keine Nachteile entstehen. Zudem sollen die Gespräche zwischen den Konfliktparteien mit größtmöglicher Transparenz stattfinden. Bulnes kündigte auch an, die aktuelle Novellierung der Bildungsgesetze zu beschleunigen. Dieser Punkt dürfte für die meisten Konflikte sorgen, denn die Studierendenverbände lehnen die derzeitigen Gesetzinitiativen der rechtskonservativen Piñera-Regierung durchweg ab.

Am Donnerstag war es während der letzten großen Demonstrationen indes erneut zu schweren Übergriffen der militarisierten Polizei, der Carabineros, auf Demonstranten gekommen. Nach Angaben des Vizepräsidenten des Verbandes Fech, Francisco Figueroa, beschossen Einheiten der Carabineros den Campus der Fakultät für Ingenieurswissenschaften mit Tränengasgranaten. Im Zuge dieser Übergriffe wurde nach Angaben der Tageszeitung La Tercera auch ein fünfjähriges Kind verletzt.