Weiterer indigener Anführer in Kolumbien ermordet

Bogotá. Erneut ist ein indigener Anführer im kolumbianischen Department Chocó ermordet worden. In einer Erklärung der Indigenenorganisation OREWA heißt es, der 39-jährige Vorsitzende der Gemeinde La Jagua in Nuquí, Leobigildo Cunanpi Quiro, sei am 20. Oktober "von Unbekannten hinterhältig ermordet worden, als er von einem wichtigen Treffen mit seiner Gemeinde kam". Von den Tätern fehle jede Spur. 

Obwohl ein Tatmotiv fehle, geht die OREWA davon aus, dass sein Tod mit seiner "Führungsposition, dem Kampf und dem Widerstand gegen die Menschenrechtsverletzungen in jenem Teil des Departments Chocó" in Zusammenhang steht. Die Organisation beklagte und verurteilte den Mord an Cunanpi, der der Volksgruppe der Embera-Dobida angehörte. Solche Verbrechen würden mittlerweile systematisch begangen. 

Wie die Nationale Vereinigung der Indigenen Kolumbiens (ONIC) mitteilte, sind in Kolumbien in den ersten neun Monaten diesen Jahres bereits 78 Indigene ermordet worden. Mit 24 Toten sind die Embera im Chocó am zweitstärksten von den Morden betroffen.

Zu den Morden kommen noch 47 Todesdrohungen hinzu. Zudem sei die Zahl der vertriebenen Indigenen auf über 10.000 angestiegen. Grund seinen die fortdauernden Kämpfe zwischen den staatlichen und nicht-staatlichen bewaffneten Gruppen. Das am meisten betroffene Volk sind die Nasa, die im Norden des Departments Cauca leben.

Die indigenen kolumbianischen Völker haben 2012 zum Jahr des Kampfes für die Selbstbestimmung und die Verteidigung ihres Gebietes erklärt. Deswegen verlangen sie sowohl von der kolumbianischen Armee, als auch von den Guerilla-Organisationen und paramilitärischen Banden, dass diese die indigenen Gebiete verlassen. Weiterhin fordern sie von den transnationalen Konzernen, die natürlichen Ressourcen der Indigenen nicht auszubeuten. Der kolumbianische Staat wird aufgefordert, für die Einhaltung der individuellen und kollektiven Rechte der indigenen Völker zu garantieren.