Zwei-Drittel-Mehrheit für Straße durch Boliviens Nationalpark

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Umstrittenes Projekt: Der Bau einer Straße durch den TIPNIS-Nationalpark
Umstrittenes Projekt: Der Bau einer Straße durch den TIPNIS-Nationalpark

La Paz. Fast zwei Monate vor dem offiziellen Ende der Konsultation von rund 5.500 Bewohnern des "Indigenen Territoriums Nationalpark Isiboro Sécure" (TIPNIS) in Bolivien hat sich die Mehrheit von insgesamt 69 Gemeinden für das umstrittene Straßenbauprojekt durch den Nationalpark ausgesprochen. Sie erklärten sich ebenfalls mit der Aufhebung der in Gesetz Nr. 108 bestimmten "Unberührbarkeit" des Urwaldgebietes von der Größe Jamaikas einverstanden.

"Laut der letzten Zahlen, die wir von der Befragung im TIPNIS haben, konnten wir bisher 46 Gemeinden konsultieren, von denen 45 die Straße befürworten, 46 die Unberührbarkeit ablehnen, was mehr als eine Zwei-Drittel-Mehrheit ist", erklärte Boliviens Präsident Evo Morales am Wochenende bei der Vertragsunterzeichnung für den Bau eines 47,3 Kilometer langen Teilstücks der umstrittenen Straße. Der Auftrag im Wert von 32,5 Millionen US-Dollar wird an die zwei heimischen Bauunternehmen EBC und AMVI vergeben.

Die Gemeinde San Miguelitos habe sich für eine Alternativ-Route der insgesamt 306 Kilometer langen Verbindungsstraße zwischen dem Hochland-Departamento Cochabamba und der Amazonas-Tiefebene Beni ausgesprochen, informierte das Staatsoberhaupt.

Norma Piérola (Nationaler Zusammenhalt) erklärte derweil Morales Äußerungen nähmen das Endergebnis der laut Konsultations-Gesetz Nr. 222 am 7. Dezember endenden Befragung vorweg. Diese sei von Anfang an "illegal" gewesen, da sie die Befragten vor vollendete Tatsachen stelle, so Piérola zu Wochenbeginn.

Nach wochenlangen Protesten des Indigenen-Dachverbandes der Tieflandbewohner (CIDOB) und einem Fußmarsch in die Hauptstadt war der Bau von La Paz im September 2011 auf Eis gelegt worden. Der Bauvertrag mit der brasilianischen Firma OAS wurde wegen Vertragsbruchs gekündigt. Im Nordosten des TIPNIS verweigern einige Gemeinden weiterhin ihre Teilnahme an der Befragung. Seit mehreren Wochen ist der Indigenenverband CIDOB in Regierungsgegner- und Befürworter gespalten, es bestehen zwei Parallel-Organisationen nebeneinander.