Guatemala / Militär

Erzbistum kritisiert Freilassung von Ex-Oberst Lima Estrada

Guatemala-Stadt. Als eine “Schande und Ungerechtigkeit gegenüber der Erinnerung an Bischof Juan José Gerardi” haben Mitglieder des Erzbistums von Guatemala Stadt die Freilassung des Ex-Oberst Byron Disrael Lima Estrada vergangene Woche bezeichnet. Lima Estrada war wegen der Mittäterschaft bei der Ermordung von Gerardi verurteilt worden.

Bischof Gerardi war am 26. April 1998 in der Garage seines Hauses in der Nähe  der Kirche San Sebastián brutal ermordet worden. Drei Tage zuvor hatte er einen Bericht über mehr als 50’000 Menschenrechtsverletzungen veröffentlicht, die während des bewaffneten Konflikts in Guatemala (1960 – 1996) begangen wurden.

Am vergangenen 13. Juli erließ Richter Javier Sotomara dem Militär Lima Estrada die zweite Hälfte seiner Haftstrafe wegen “guter Führung im Gefängnis”, obwohl Lima Estrada seit 2008 wegen Herzproblemen in einem Militärspital interniert ist.

Der aktuelle Erzbischof von Guatemala Stadt, Oscar Julio Vian Morales, zeigte sich empört über die Hafterlassung von Lima Estrada, welche einem anderen Angeklagten, dem Priester Mario Orantes, bisher verweigert wurde. “Solche Dinge sind nur in Guatemala möglich”, kritisierte Vian Morales das Justizsystem des Landes.

Auch Nery Rodenas vom Menschenrechtsbüro des Erzbistums, ODHA, das als Nebenklägerin im Prozess mitwirkte, der zur Verurteilung von Lima Estrada und drei weiteren Angeklagten führte, bezeichnete die Freilassung des Militärs und die Tatsache, dass die Staatsanwaltschaft dagegen keinen Einspruch einlegte, als eine Schande gegenüber der guatemaltekischen Bevölkerung und als einen Rückschritt in Sachen Justiz.

Mario Polanco von der Menschenrechtsorganisation GAM wies darauf hin, dass Lima Estrada noch wegen anderen Menschenrechtsverletzungen angeklagt ist, die von der Staatsanwaltschaft von Amtes wegen verfolgt werden müssten.

Byron Disrael Lima Estrada beteuerte bei seiner Freilassung einmal mehr seine Unschuld, sowie jene seines ebenfalls verurteilten Sohnes Byron Lima Oliva.